Wenn das Schlachten vorbei ist ...

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Nicht viele andere Tiere haben die Sagen- und Märchendichter so häufig zur Sprache und zum Sprechen gebracht, wie den Esel. Bei den "Bremer Stadtmusikanten" ist es der Esel, der den weisesten Satz der Truppe von sich gibt. Er sagt also zum Hahn, der geschlachtet und gekocht werden soll: "Komm mit uns. Etwas Besseres als den Tod findest du überall". Das ist eine ewige Weisheit geworden, die die Großeltern den Kindern erzählen, um ihnen Mut zu machen, sich aus Situationen zu befreien, die ausweglos scheinen. Der Esel ist also ein sagenhaftes Geschöpf, das den Königen zur Grabbeigabe mumifiziert wurde. Erst später verdunkelt sich sein Schicksal und die Nachrede. Da wurde ihm nur noch Geilheit und Dummheit und Starrsinn nachgesagt, also durchaus menschliche Eigenschaften. So bebildert er auch das sinnfälligste Paradox der menschlichen Logik nach Johannes Buridan. Dass nämlich ein Esel vor die Wahl gestellt, zwischen zwei absolut gleichen, wohlschmeckenden Haufen Gras zu entscheiden, diese Entscheidung nicht schafft, weil die Aufgabe logisch nicht zu lösen ist.

hinas Eselhändler können mit solchen Gescheitheiten weniger anfangen. Sie kaufen lieber Esel in Burkina Faso und dem Niger, schlachten sie und produzieren daraus Gelatine, die sie als Potenzmittel verkaufen. Die Regierungen der afrikanischen Staaten haben dem Treiben lange zugesehen, bis eine Enteselung ihrer Dörfer drohte. Zuviel des globalisierten Aberglaubens. Exportstopp. China tobt. Die Eselfreunde freuen sich bis hinauf nach Bremen. (tan)

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