Widerstand als Soldatenpflicht?

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Das Heeresgeschichtliche Museum zeigt eine Sonderschau zum 20. Juli '44 und zu dessen andauernden Auswirkungen auf Österreich.

Die Sonderausstellung "Tyrannenmord - Der 20. Juli 1944 und Österreich" im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien dokumentiert die Formierung des militärischen Widerstandes mit Bezug auf Österreich. So gehörte der Österreicher Robert Bernardis zum engsten Kreis der Verschwörer in Berlin. In Wien konnte er Hauptmann Carl Szokoll (siehe Interview Seite 2) gewinnen.

Die Ausstellung zeigt anhand von Briefen, Zeitungsausschnitten, Fotos, Videos und Propagandaplakaten die Maßnahmen der Verschwörer und die propagandistischen Reaktionen des Regimes auf den 20. Juli. Im Begleitband ist vor allem der Beitrag von General i. R. Hubertus Trauttenberg erwähnenswert. Nach seinen Schätzungen verloren rund 32.000 Österreicher im Widerstand, in den Konzentrationslagern oder als Partisanen, ihr Leben. Trauttenberg zeigt, dass nach dem Krieg Widerstandskämpfer von Kameradschaftsbund, Offizierskorps oder auch Politikern als Eidbrecher angesehen wurden und ihr Andenken nicht in die Traditionspflege des Bundesheeres aufgenommen wurde.

Erst 1994 wurde in Linz eine Straße nach Robert Bernardis benannt, andere Versuche, sein Andenken zu ehren, hat man sabotiert. Generalmajor i. R. Otto Scholik, im "O5"-Widerstand tätig, war 1998 mit einem Referat zum Thema "Zivilcourage und Widerstandspflicht in ihrer Bedeutung für den Beruf des Offiziers" vor dem laufenden Generalstabskurs unerwünscht.

Der von Museumsdirektor Manfried Rauchensteiner im April 2000 gemachte Vorschlag, in Österreich die Ausstellung des deutschen Militärgeschichtlichen Forschungsamtes "Aufstand des Gewissens" zu zeigen, wurde von Verteidigungsminister Herbert Scheibner (FPÖ) abgelehnt. Es ist also als kleine Sensation zu werten, dass unter eben diesem Minister neue "Anordnungen für die Traditionspflege im Bundesheer" 2001 erlassen wurden, in denen erstmals explizit auf die "vorbildhaften und im Einzelfall zu prüfenden Verhaltensweisen von Österreichern in der Deutschen Wehrmacht und von Männern des pro-österreichischen Widerstandes" Bezug genommen wird. GC

Sonderausstellung:

Tyrannenmord

Der 20. Juli 1944 und Österreich.

Heeresgeschichtliches Museum, noch bis 5. September 2004.

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