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Ehren für Mobutu

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Kongo-Kinshasas Staatspräsident, Joseph Mobutu, verbrachte kürzlich vier Tage in Rumänien, begleitet von seiner Gattin und einer überdimensionierten Delegation, und wurde mit einem betont freundschaftlichen Luxusprotokoll empfangen.

Partei- und Staatschef Ceausescu, Ministerpräsident Maurer und Außenminister Manescu wichen nicht von Mobutus Seite. Im Mittelpunkt standen Wirtschaftsfragen, was allein daraus ersichtlich ist, daß alle Wirtschaftsminister des Kongos mit nach Bukarest gekommen waren Natürlich wurde auch das übliche, fast obligatorische Vokabular der internationalen Sprachregelung strapaziert: Unabhängigkeit und Nichteinmischung in die Angelegenheiten der kleinen und mittleren Staaten, Kampf gegen Kolonialismus, gegen» Apartheid, par excellence in Südafrika und Rhodesien. Ceausescu erinnerte an Rumäniens Standpunkt in bezug auf die arabisch-israelische Kontroverse und den Indochina-Krieg, die Abrüstung und die Europäische Sicherheitskonferenz, die von den Russer forciert wird.

Dennoch dominierten die Wirt-schaftsfragen. Bis jetzt konnte man von einem kongolesisch-rumänischen Warenaustausch kaum reden. Das Gesamtvolumen machte im Jahre 1369 bloß 427.000 Lei aus, weil die Wirtschaftsstruktur der zwei Länder grundverschieden ist. Aber Rumänien könnte in Hinkunft viele minderwertigere Industrieerzeugnisse, die in entwickelten Industrieländern unverkäuflich sind, in Kongo-Kinshasa absetzen, wofür dieses Land mit wichtigen Rohstoffen, vor allem mit Nicht-Eisenerzen, zahlen könnte, die für die expandierte rumänische Staatswirtschaft von eminenter Bedeutung sind.

Die Ouvertüre bildete das Dreijahresabkommen, das im Februar 1970 abgeschlossen wurde und demzufolge Bukarest Textilien, Industriechemikalien und weniger wichtige Erzeugnisse exportiert, wofür Kongo-Kinshasa Zink, Leder, Kupfer, Zinn und manche Lebensmittelprodukte liefert.

Im Mai flog bereits Außenminister Cornelia Manescu nach dem Kongo, um einen Fünfjahreskontrakt über wirtschaftliche und technische Zusammenarbeit zu unterzeichnen. Dann wurde der Grundstein für die Kooperation in der Geologie, der Waldwirtschaft und im Bergbau gelegt. Bukarest verpflichtete sich, Pläne, Installationen und technischen Beistand zu leisten. Jetzt hat Mobutu hervorgehoben, daß sein Land die Kooperation erweitern will, und zwar auf dem Gebiet der Landwirtschaft, des Bergbaues, der Holz-Verarbeitung, der Petrochemie und in der Gründung neuer Industriezweige. Rumänien hat bereits zahlreiche öl- und Gasfachleute nach Kongo-Kinshasa entsandt, die an der Ausbeutung neuer, großer Erdgasreserven im Ostkongo arbeiten. Mobutu hat Ceausescu mit seiner Gattin nach Kongo-Kinshasa eingeladen. Die Einladung wurde angenommen.

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