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Er starb für Christus und für Osterreich

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Im linken Seitenschiff der Pfarrkirche St. Leopold in Wien-Gersthof steht eine Gedenkstatue, die nur in tiefster Erschütterung betrachtet werden kann. Die enthauptete Gestalt des Priesters, die Hände, den Segen erflehend, umspannen den imaginären Kopf, über den linken Unterarm ist das Streifensymbol des KZ-Gewandes gestülpt.

Wie jeden Tag ging der Gerstho-fer Kaplan Heinrich Maier nach dem Meßopfer den Weg vom Altar in die Sakristei, auch am 28. März 1944; in der Sakristei wurde er von den Schergen der Gestapo verhaftet. Wochen-, ja monatelange Verhöre in den Gestapo-Kerkern, im Oktober 1944 die Verurteilung zum Tode, im KZ Mauthausen gefoltert und gemartert. Kein Wort des Verrates über seine Widerstandsgruppe konnte von ihm erpreßt werden; er ertrug alle Qualen. Vor 50 Jahren, am 22. März 1945, dem letzten Hinrich-tungstag vor der Befreiung Österreichs, wurde Heinrich Maier im Wiener Landesgericht geköpft. Zehn Hinrichtungen verzeichnet die Blut-Chronik dieses Tages.

Der 1908 im niederösterreichischen Großweikersdorf geborene Heinrich Maier hatte in Leoben maturiert, das Doktorat der Philosophie in Rom und das der Theologie in Wien erworben, war nach seiner Priesterweihe 1932 als Seelsorger in Niederösterreich und dann ab September 1935 in Wien in der Pfarre Gersthof tätig. Als Religionslehrer, Ministranten-Kaplan und Präses der Marianischen Kinderkongregation

begründete er seine tiefe Verbindung mit der Jugend - und in diesem seelsorgerischen Leben und in der leidenschaftlichen Kraft seiner Friedensgesinnung wurzelte sein Widerstand gegen das NS-Regime!

„Ich war Gott nie so nahe wie im KZ!” war eine Botschaft von Kaplan Heinrich Maier, die Jugendliche damals, vor dem Frühling 1945, erhielten. Und seine letzten Worte vor der Hinrichtung sind Bekenntnisworte eines Märtyrers: „Es lebe Christus, der König! Es lebe Österreich!” Der evangelische Gefängnisseelsorger, Begleiter und Zeuge des letzten Weges, hat sie überliefert.

In der Osternacht 1988 hat der vor kurzem verstorbene Bischofsvikar Pater Josef Zeininger die am Gersthofer Pfarrhaus angebrachte Gedenktafel für Heirnich Maier eingeweiht. P. Zeininger, der wie Heinrich Maier im März 1945 in einer Todeszelle des Wiener Landesgerichts saß, entging nur knapp der Hinrichtung. Seine Erinnerungen, die er als Meditation und Gebet in jener Osternacht der Gersthofer Gemeinde mitteilte, sind Verlebendigung des Opfertodes des Gersthofer Kaplans und Vermächtnis im Gedenken an den Bischofsvikar selbst.

Die Pfarrer Gersthof und der Bezirk Wien-Währung haben am 22. März dieses Jahres am Grab des hingerichteten Priesters auf dem Neustifter Friedhof, in der Dr.-Heinrich-Maier-Straße in Pötzleinsdorf, in der Pfarrkirche und im Bezirksamt das Gedenken am Todestag Heinrich Meiers in der Besinnung auf seine Bekenntnisworte für Christus und für das Vaterland gefeiert.

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