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G. W. PABST / KLASSIKER DER FILMKUNST

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Der weltberühmte österreichische Filmregisseur G. W. P ab s t wird am 27. August 80 Jahre alt. Pabst gehört zu den Pionieren und Schöpfern der modernen Filmkunst, dessen bedeutendste Werke in allen Filmgeschichten einen ehrenvollen Platz einnehmen, ebenso wie es die Ehre jedes Filmarchivs ist, Kopien von Pabst-Filmen zu besitzen. Mehrere Filme von Pabst gehören zum klassischen Bestand der Filmkunst.

Georg Wilhelm Pabst wurde am 27. August 1885 in Raudnitz (Böhmen) als Sohn eines Eisenbahnbeamten geboren. Nach der Schule zog es ihn frühzeitig zum Theater. 1905 trat er sein erstes Engagement in Zürich an. Pabst ging dann nach St. Gallen, Salzburg, Berlin und schließlich an das Deutsche Theater in New York, wo er zum Regisseur avancierte. Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges befand sich der junge Regisseur in Frankreich, wo er „als feindlicher Ausländer“ interniert wurde. Nach Kriegsende kehrte Pabst nach Wien zurück und wurde Regisseur an der die zeitgenössische Lsamatiker fördernden „Neuen Wiener Bühne“. Aber schon 1921 zog es ihn zum Film nach Berlin, wo er zunächst als Darsteller, Drehbuchautor, Regieassistent bei Carl Froehlich arbeitete. 1923 führte Pabst zum erstenmal Regie, und zwar in dem Film „Der Schatz“. 1925 schuf er mit „Die freudlose Gasse“ einen der bedeutendsten deutschen Filme der Stummfilmzeit. Dieses Werk öffnete Greta Garbo den Weg nach Hollywood. 1926 versuchte Pabst in „Geheimnisse einer Seele“ die Entdeckungen Sigmund Freuds filmisch-dramatisch darzustellen. Es folgte u. a. „Die Büchse der Pandora“ (1928) nach der Tragödie von Frank Wedekind.

Nach Studium der Technik und der Herstellungsmethoden des Tonfilms in England schuf Pabst 1930 „Westfront 1918“, einen der frühesten Antikriegsfilme. Es folgten „Skandal um Eva“ (1930) mit Henny Porten und 1931 die beiden klassischen Werke „Dreigroschenoper“ und „Kameradschaft“. Wenn man bedenkt, daß im selben Jahr etwa auch Fritz Längs „M“ entstand, also in einem Jahr drei epochemachende Filme, dann erkennt man erst richtig den seither erfolgten Absturz des deutschen Films, von dem er sich bisher nicht erholt hat.

1933 schuf Pabst in Frankreich „Don Quichotte“ mit Feodor Schaljapin in der Titelrolle. Es folgten weitere Werke in Frankreich, in denen Pabst Vivlane Romance, Jean Louis Parrault, Pierre Blanchard, Louis Jouvet und Micheline Presle erstmals im Film vorstellte. Eine Erkrankung zwang ihn zur Rückkehr nach Deutschland, wo ihn der Kriegsausbruch überraschte. Als gewissermaßen feindlicher Inländer drehte Pabst in sechs Jahren nur zwei Filme, „Komödianten“ (1941) und „Paracelsus“ (1943) mit Harald Kreutzberg.

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges behandelte Pabst im Film „Der Prozeß“ (1948) den mörderischen Antisemitismus.

Dieses Werk wurde auf dem Festival von Venedig mit je einem „Goldenen Löwen“ für die beste Regie und für die beste männliche Darstellung (Ernst Deutsch) ausgezeichnet. Dieser Erfolg bot dazu Möglichkeit, mit Hilfe der Gemeinde Wien eine eigene Produktionsfirma zu gründen, in der u. a. „Geheimnisvolle Tiefe“ und „Duell mit dem Tod“ (Regie Paul May) entstanden. 1952 folgte in Italien das Jesuitendrama „Die Stimme des Schweigens“. Damals kehrte Pabst auch für kurze Zeit zur Bühnenregie zurück und inszenierte in der Arena von Verona „Alda“.

1955 folgte in Österreich „Der letzte Akt“, in dem Albin Skoda Hitler in den letzten Tagen im Führerbunker darstellte. Es folgten einige weitere Filme In Deutschland, aber dann verhinderten zunächst die Filmwirtschaftskrise und schließlich die mangelnde Gesundheit weitere Arbeiten.

G. W. Pabst lebt nun seit einigen Jahren wieder In Wien, wo er durch die Verleihung des Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet wurde. Seine Freunde und Bewunderer in aller Welt wünschen ihm noch viele Jahre eines geruhsamen Lebens.

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