Werke von geheimnisvoller Tiefe

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Mit einer Ausstellung gedenkt das Wiener Filmarchiv des großen Regisseurs G.W. Pabst.

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Mit einer Ausstellung gedenkt das Wiener Filmarchiv des großen Regisseurs G.W. Pabst.

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Der Film soll über soziale Probleme aufklären , aber auch aus dem Leben die erfreulichen Symptome in künstlerischer Form zeigen." So Georg Wilhelm Pabst über Film und Gesinnung. Prodesse et delectare, zeitlos aktuell und unverfänglich. Doch dahinter steht eine bewegte künstlerische Laufbahn.

1885 in Raudnitz im heutigen Tschechien geboren, wächst der vielseitige Regisseur in Wien auf und beginnt früh eine Karriere an städtischen Bühnen. Während in Europa der Erste Weltkrieg tobt, gerät Pabst in französische Gefangenschaft und baut während vierjähriger Internierung ein Lagertheater auf. Nach seiner Entlassung kehrt er zurück nach Wien und erliegt bereits zu Beginn der zwanziger Jahre der Faszination des Films.

Seinem Regiedebüt "Der Schatz" (D 1923) folgen in kurzen Abständen weitere Stummfilme, unter anderem "Die freudlose Gasse" (D 1925) mit Greta Garbo, nach einem Roman des damals populären Wiener Autors Hugo Bettauer. Schon hier zeichnet sich zweierlei ab. Einerseits ist Pabst imstande, über seine Vorlage hinauszuwachsen und um einen trivialen oder banalen Plot ein Kunstwerk zu ranken, indem er mit Fingerspitzengefühl und Sinn für Details seinen Figuren charakterliche Tiefe verleiht. Und andererseits versammelt er in seinen Filmen im Laufe der Jahre eine Reihe großer Schauspieler, die bis heute dem Vergessen entronnen sind. Neben der Garbo etwa Hermann Thimig, Carola Neher, Lotte Lenya, Louise Brooks oder Oskar Werner.

Umstritten ist Pabsts Verfilmung der "Drei-Groschen-Oper" (D 1931). Bert Brecht und Kurt Weill protestieren, prozessieren und - verlieren. Der Film kann fertiggestellt werden, Brecht lehnt aber jede künstlerische Verantwortung ab. Aus heutiger Sicht sind seine Beweggründe schwer einfühlbar. Pabsts Version mag eigenwillig sein, doch der besondere Charakter des bissigen Textes und Weills einzigartiger Musik ist auch im Film durchaus spürbar und gegenwärtig. Für musikalische Qualität bürgt außerdem Hanns Eislers Lieblingssänger Ernst Busch, der einem Großteil der gesungenen Passagen seine Stimme leiht.

Die Zeit nach Hitlers Machtergreifung verbringt Pabst in Frankreich und in den USA, wohin er zu emigrieren beschließt. Aus privaten Gründen reist er aber noch einmal nach Österreich, wo ihn der Kriegsausbruch überrascht. Nach einigen mißglückten Ausreiseversuchen bleibt er in Nazi-Deutschland, dreht konformistische Filme und versucht sogar eine Zusammenarbeit mit Leni Riefenstahl, die allerdings an Pabsts Eigensinn scheitert.

Als sein bekanntestes Nachkriegswerk mag wohl "Der letzte Akt" (Ö 1955) gelten, eine Darstellung der letzten Tage im "Führer-Bunker", mit Oskar Werner in der Rolle des (erfundenen) Hauptmanns Wüst und Albin Skoda als Hitler.

Unter dem Titel "Geheimnisvolle Tiefe" ist im Filmarchiv Austria nun eine Ausstellung über G. W. Pabsts Schaffen und seine Beziehung zur Literatur zu sehen.

Filmarchiv Austria, bis 31. Mai.

Obere Augartenstraße 1, 1020 Wien.

Montag, Mittwoch 9-17, Dienstag, Donnerstag 9-19, Freitag 9-15 Uhr.

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