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Oper verkommt immer öfter zum Ramschladen austauschbarer Ideen, die von geschäftstüchtigen, von Originalitätssucht geplagten Regisseuren willkürlich arrangiert werden. Der Schrecken in der Wolfsschlucht im "Freischütz" wird durch ein brennendes Klavier verniedlicht und eine humanistische Botschaft, die auf einem schicken Kristallluster verkündet wird, gerät zur Farce. Verdis "Il Trovatore" spielt in einer Gemäldegalerie -empfindet der Regisseur die Oper ebenso verstaubt wie die Institution Museum? Der reine Tor Parsifal verirrt sich nach Steinhof, da das psychiatrische Krankenhaus von Wagner erbaut und die Oper von Wagner komponiert wurde. Der eine heißt zwar Otto und der andere Richard -dass sie beide in Wien waren, wird als Konzept verkündet.

Wo sind die Zeiten, in denen Regisseure ihr Handwerk beherrschten und ihre Ideen dem Mythos, der Atmosphäre, der Handlung eines Werkes unterordneten? Der Jugend wird mit solch verwirrender Deutung die Oper keineswegs nähergebracht. Sie verlangt wie alle Generationen vor ihr packende Geschichten und berührende Momente. Stimmige zeitgemäße Ästhetik, Geschmack und Wahrhaftigkeit sind bei einer künstlerischen Unternehmung ebenso Voraussetzung wie eine fantasievolle Realisierung.

Vorwürfe, dass heute die Optik zu wichtig wäre, sind absurd. Sie wird nur deshalb so oft zum Ärgernis, weil sie dem Werk und seiner Musik nicht entspricht. Es gibt heute eine Reihe von Bluffern, die Opern inszenieren und stolz verkünden, dass sie von der Musik nichts verstünden. Die Verschmelzung von Theater und Musik kann nur als Einheit überzeugen. Vor allem aber lebt Oper von Persönlichkeiten, Stars, die heute allzu oft nur als Aufputz dienen. Die Schlauen, vor allem jene, die es sich leisten können, entziehen sich immer mehr der vorherrschenden szenischen Oberflächlichkeit. Vielleicht ist das eine Chance für die Zukunft der Oper.

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