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Zero - Künstler einer europäischen Aufbruchsbewegung.

Aufbruchstimmung herrschte im Frühjahr 1957 in Düsseldorf. Die legendäre Galerie Schmela eröffnete mit monochromen Bildern des damals knapp dreißigjährigen Yves Klein. Das Publikum reagierte eher belustigt, ein Kritiker mit sicherem Instinkt: Was tun, wenn man nur einen echten Yves Klein besitzt? "Vielleicht davor meditieren - über das Unendliche." Ein neuer Treffpunkt wird auch die so genannte "Abendausstellung" im Atelier der jungen Künstler Otto Piene und Heinz Mack. Zur siebten Veranstaltung ist mit der neuen Zeitschrift "ZERO 1" auch das Konzept gefunden: "Wir verstanden von Anfang an ZERO als Namen für eine Zone des Schweigens und neuer Möglichkeiten, (...) die unmessbare Zone, an der ein alter Zustand in einen neuen übergeht", erinnert Otto Piene sich später.

Ein neuer, geistiger "Zustand" sollte nach dem Krieg künstlerisch gestaltet, ein neues Bewusstsein in den sechziger Jahren geschaffen werden. Bei Null wieder anzufangen war das Ziel, das Künstler in Europa umtrieb, wie bereits die Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie sahen ihre Arbeit als Gegenpol zur Malerei des abstrakten Expressionismus, als Erforschen und Analysieren von Licht, Raum und Zeit, von Bewegung und seriellen Strukturen, der Monochromie von Farbe.

Als Gerhard Lenz damals ein in Gelb vibrierendes Rasterbild von Otto Piene sah, war dies der Beginn einer intensiven Beschäftigung mit dem "Geist" von ZERO. Inzwischen ist daraus die opulente Sammlung Lenz Schönberg geworden mit über 500 Werken europäischer Künstler. Rund 120 Werke bilden zur Zeit eine wunderbare Ausstellung im Museum der Moderne in Salzburg, dessen schlanke Architektur dem meditativen Geist von ZERO kongenial entspricht.

Die "Sandmühle" von Günther Uecker stimmt ein innezuhalten, den Umdrehungen der dünnen Schnüre zu folgen, die konzentrische Kreise in den rötlichen Sand ziehen. Aspekte der bewegten Veränderung und/oder der Lichtreflexion auf Metall, Glas oder Holz bestimmen die Bildidee. Der Einsatz von Rauch und Feuer (Otto Piene) lotet die Immaterialität der Mittel bis an die Grenze aus. Jef Verheyens "La Nuit" (1977/ 78) in feinst nuancierten Blautönen zeigt, wie stark die spirituellen Ansätze von ZERO weiterwirken.

Blau war die Farbe der Romantik, die kosmische Farbe auch von Yves Klein in seinen Abdrücken blau gefärbter Frauenkörper oder seinem "Pigment Pur Bleu" (1970), das Farbe auf reine Stofflichkeit zurückgeführt. Hier im Obergeschoß finden sich weit gehängt großformatige Werke, denen Stille und Konzentration eigen sind: u.a. Günther Ueckers dreiteilige Nagel-Kreise, sein "Aschenmensch" oder "Auferstehung" von 1986. Wie von innen heraus atmend pulsieren die Farbraumkörper aus den 80/90er Jahren von Gotthard Graubner. Ein steinerner Buddha aus Nordchina leitet über zu Roman Opalkas 1965 begonnenem Zahlenwerk, das sich mit forschreitender Arbeit dem Weiß immer mehr annähert. Begleitet vom monotonen Mitzählen des Künstlers wird Zeit durchmessen, ganz gegenwärtig und doch auch auf eine Grenze der "Weisheit" hin ausgerichtet.

ZERO

Künstler einer europäischen Bewegung

Sammlung Lenz Schönberg 1956-2006

Museum der Moderne Mönchsberg,

Mönchsberg 32, 5020 Salzburg.

www.museumdermoderne.at

Bis 26. 3. Di-So 10-18, Mi 10-21 Uhr

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