An schwierigen Lebensumständen wachsen

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Der Wirtschaftspsychologe Alfred Lackner spricht im FURCHE-Interview über veränderte Anforderungen an junge Menschen und deren Auswirkungen auf die Psyche.

Die Furche: Trotz hervorragender, akademischer Ausbildung arbeitslos zu sein - was löst das aus?

Alfred Lackner: Junge Menschen benötigen das Fundament einer beruflichen Ausbildung, um ihre Persönlichkeit zu festigen. Mit einem Studium verfolgt man dieses Ziel. Es dann nicht umsetzen zu können, ist frustrierend. In wirtschaftlich schlechten Zeiten beeinflusst die fehlende berufliche Verwurzelung die Betroffenen besonders. Menschen, die schon länger im Arbeitsprozess integriert sind, finden leichter Zuversicht im Wissen um ihre Fähigkeiten.

Die Furche: Wie kann man mit der Ungewissheit umgehen?

Lackner: Nichts zu tun, ist psychologisch gesehen das Schlimmste. Auch im noch so kleinen Rahmen des Möglichen sollte versucht werden, Veränderungen zu gestalten. Schwierige Zeiten bergen großes Potenzial wertvolle Lebenserfahrung zu sammeln. Auch wenn es extrem schwierig ist, so kann durch die Aktivität zumindest Selbstwirksamkeit entstehen. Seine Wut auf die Politik zu richten, ist dagegen nur wenig sinnvoll.

Die Furche: Welche Rolle hat die mediale Präsenz der Krise?

Lackner: Die Medien verschärfen die Situation extrem. Häufig beschwört entsprechende Berichterstattung erst Krisen herauf, die noch gar nicht existieren. Das schürt Angst und bewirkt auch bei gar nicht unmittelbar betroffenen Personen, dass das Erleben kleiner, persönlicher Krisen als existenzbedrohend empfunden wird.

Die Furche: Müssen junge Menschen heute besonders opferbereit für ihre Karriere sein?

Lackner: Wer mit den Krisen der letzten Jahre aufgewachsen ist, hat ganz andere Perspektiven mit auf den Weg bekommen als Jugendliche vor 30 Jahren. Auch das Sicherheitsbestreben ist stärker geworden. Junge Menschen fokussieren heute mehr die berufliche als die Persönlichkeitsausbildung. Schnell einen sicheren Job zu finden, ist auch unter Akademikern oft schon wichtiger als individuelle Karriereambitionen. Das ist sicher ein Phänomen der Sozialisation des letzten Jahrzehnts.

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