Damals, als sie die Gesundheits- und Krankenpflegeschule besuchte, hätte sie sich so etwas gewünscht: ein Buch, das Theorie und Praxis vereint; das Einblicke in den Alltag einer Hospizstation gewährt; das mit zahlreichen Fallbeispielen eine Ahnung davon vermittelt, was es für schwerkranke Menschen bedeutet, zu sterben. Dieses heiß ersehnte Buch hat Romana Wasinger nun selbst verfasst. "Leben im Sterben. Liebevolle Begleitung in der letzten Lebensphase“ lautet der Titel des Werkes, in dem die Hospizkrankenschwester anschaulich ihren beruflichen Alltag beschreibt und mit wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie Gedanken und Gedichten über das Sterben kombiniert.
Die verschiedenen Todes-Definitionen werden darin ebenso thematisiert wie das berühmte Fünf-Phasen-Modell der Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross oder die Geschichte der auf Cicely Saunders zurückgehenden, internationalen Hospizbewegung.
Am bewegendsten sind freilich die zahlreichen Fallbeispiele, in denen Romana Wasinger von ihrem Alltag auf der Hospizstation des Landespflegeheimes Wiener Neustadt erzählt. Nicht nur die Ängste und Nöte der Patientinnen und Patienten, auch die Trauer ihrer Angehörigen sowie ihre eigenen Gefühle bringt sie darin auf den Punkt. Etwa die Ungewissheit, ob es nicht manchmal besser sei, allzu hartnäckige Besucher wegzuschicken: "Viele Patienten haben Angst, ihre Angehörigen zu enttäuschen, wenn sie ihnen sagen, dass sie, zumindest hin und wieder, eigentlich ihre Ruhe haben oder einfach nur schlafen wollen“, schreibt Wasinger.
Man merkt: Hier geht es nicht um Verklärung oder Dramatisierung, sondern um die möglichst authentische Beschreibung der Realität: "Hospize sind helle, offene, freundliche Orte, an denen gemeinsam gelacht und auch geweint wird“, heißt es hier. "An diesen speziellen Orten wird schlicht und einfach Menschlichkeit gelebt.“
Leben im Sterben
Liebevolle Begleitung in der letzten Lebensphase. Von Romana Wasinger Verlag Styria premium 2011
208 Seiten, geb., e 19,99
