Liese Prokop, Innenministerin - © Foto: AFP / Jacques Collet

Liese Prokop: Bekannter Name für Höchstleistungen

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Liese Prokop ist die erste Frau im Innenministerium - und wird sofort als "Linksruck" in der Sicherheitspoltik verschrien, zumindest von Wiens FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache.

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Liese Prokop ist die erste Frau im Innenministerium - und wird sofort als "Linksruck" in der Sicherheitspoltik verschrien, zumindest von Wiens FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache.

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Der Wiener FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache kann froh sein, dass die neue Innenministerin Liese Prokop nicht zur gleichen "Vandalia"-Burschenschaftstruppe wie er gehört. Prokop müsste Strache ansonsten wegen seiner Vorverurteilungen zum Duell herausfordern - statt Duellieren ist in diesem Fall aber gewiss Ignorieren die bessere Antwort: Prokops Zusage, zu einem Gedankenaustausch im Asylbereich die Hilfsorganisationen zu kontaktieren, als einen "glatten Fehlstart" und "Linksruck" in der Sicherheitspolitik zu interpretieren, kann auch nur jemanden einfallen, der nach wie vor statt besserer Argumente auf die überzeugende Wirkung von (im besten Fall!) blauen Flecken setzt.

Blaue Flecken als Argument

Doch dieses FPÖ-Spiel ist ja von Prokop-Vorgänger Ernst Strasser her nur allzu gut bekannt: Der oder jetzt die Innenministerin wird solange als "links" verschrien, bis diese es wohl selber glauben - und dementsprechend "rechts" handeln. So wie Ernst Strasser macht auch Liese Prokop in den Interviews seit ihrer Berufung aus ihrer Abneigung gegen Schwarz-Blau kein Hehl - bleibt zu hoffen, dass die erste Frau im Innenministerium daraus andere Konsequenzen ableitet als der letzte Mann, der dieses Amt bekleidet hat.

Erste Quereinsteigerin

Prokop begann ihre politische Karriere am 20. November 1969 als Abgeordnete zum NÖ Landtag - und als eine der ersten Quereinsteigerinnen in der Politik. Seit Oktober 1992 ist sie Landeshauptmann-Stellvertreterin - auch hier war sie die erste Frau in dieser Funktion. Zuvor hatte sie ihre sportliche Laufbahn mit dem Gewinn der Silbermedaille im Fünfkampf bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko gekrönt, 1969 stellte die Europameisterin noch den Weltrekord im Fünfkampf auf. In den heimischen Rekordlisten blieb ihr Name noch lange verewigt. Die Rekordmarke im Kugelstoßen der 50-fachen österreichischen Meisterin wurde erst 1999 verbessert, ihr Bestwert im Weitsprung hielt bis 1998.

Geboren wurde Liese Prokop (Mädchenname Sykora) 1941 in Wien. 1962 musste sie nach dem Tod ihres Vaters das Studium der Leibesübung und Biologie abbrechen und arbeitete als Jugendbetreuerin. In dieser Zeit begann auch ihre sportliche Laufbahn, zu der sie ihr späterer Gatte Gunnar Prokop als Trainer animierte. Die dreifache Mutter hat mit dem erfolgreichen Ex-Slalomstar Thomas Sykora auch einen prominenten Neffen.

98,4 Prozent Zustimmung

Heute ist Prokop das am längsten amtierende Mitglied der NÖ Landesregierung. Anlässlich der Verleihung des Goldenen Komturkreuzes des Landes 2001 betonte Landeshauptmann Erwin Pröll, dass Prokop "sehr viel Positives eingebracht und wesentlich zum guten menschlichen Klima in der Regierung beigetragen hat". Die hohe Zustimmung für sie wurde am Landesparteitag im November unter Beweis gestellt, als sie mit 98,4 Prozent bestätigt wurde.

Noch ein nettes Detail am Rande: Der Gatte der Innenministerin, Gunnar Prokop, war als Trainer und Manager des Handball-Klubs Hypo NÖ, der acht Mal den Europacup gewann, für die schnelle Einbürgerung von Handballerinnen aus dem Osten bekannt. Wenn davon bloß nicht "Vandalia"-Strache erfährt. WM

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