"Made in Austria" als warnender Hinweis?

Werbung
Werbung
Werbung

Wie wird das Wetter am 1.Mai 2000 sein? Diese Frage ist für Meteorologen vermutlich leichter zu beantworten als für Ökonomen die Frage nach den Auswirkungen der schwarz-blauen Koalition für Österreichs Wirtschaft. Das offizielle Programm ist zweifellos wirtschaftsfreundlich und einigermaßen modern; was aber zählt dies im Vergleich zu den in- und ausländischen Turbulenzen rund um die Regierungsbildung?

Die demonstrative Absage einiger Kongresse, vereinzelte Stornierungen von ausländischen Urlaubsgästen - es mag uns emotionell weh tun, gesamtwirtschaftlich ist es fürs erste belanglos. Über Jahre aufgebaute, für beide Seiten zufriedenstellende Geschäftsbeziehungen kommen nicht sofort ins Wanken. Und zumindest zur Zeit ist bei der Bevölkerung und den Unternehmen Europas die Einstellung gegenüber Österreich deutlich besser als in den Medien und der Politik dieser Länder. Welche Wirkungen aber ein Jahre währendes politisches und mediales Trommelfeuer gegen Österreich hätte, ist schwer vorauszusagen. Zu befürchten ist, daß es irgendwann greift. Nach dem Motto: Es kann ja nicht sein, daß sich die gesamte zivilisierte Welt grundlos gegen Österreich verschworen hat!

Österreichische Produkte zu kaufen, wird dann möglicherweise genauso "political uncorrect" sein wie Tierpelz zu tragen oder sich mit Möbeln aus Tropenholz einzurichten, "Made in Austria" so verkaufsfördernd sein wie die Warnung vor gefährlichen Produkten. Vor allem: Welcher Importeur wird sich unter diesen Umständen die gewohnte Menge österreichischer Waren auf Lager legen? Womöglich mit einem Zertifikat, daß der Produzent Jörg Haider ablehnt. Wer wird ausgerechnet jetzt eine neue Geschäftsbeziehung zu Österreich aufbauen wollen?

Im Inland sehe ich das Problem darin, daß die neue Regierung vorerst hauptsächlich mit sich selbst und der Abwehr der internationalen Attacken beschäftigt ist, und nicht die Zeit findet, ihr ehrgeiziges Wirtschaftsprogramm schnell, konsequent und professionell umzusetzen. Auch wenn dies natürlich kein Regierungsmitglied zugeben wird: Die Welle der internationalen Ablehnung sitzt tief in den Knochen.

Es mag, wie's so schön heißt, "auf technischer Ebene" unbedeutend sein, ob einem die Ministerkollegen die Hand geben. Auf menschlicher Ebene (und damit für die eigene Motivation) ist es das ganz bestimmt nicht.

Der Autor ist Generalsekretär des ÖAMTC und Wirtschaftspublizist.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung