New Economy: Wie gewonnen, so zerronnen

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Bill Gates, Erfinder und Hauptaktionär von Microsoft, hat letztes Jahr umgerechnet 600 Milliarden Schilling (das entspricht fast den jährlichen Einnahmen des österreichischen Finanzministers!) an der Börse verloren. Peter Schröcksnadel, bekannt in erster Linie als erfolgreicher Präsident des österreichischen Schiverbandes, mit seiner Online-Firma Feratel immerhin rund 100 Millionen Schilling. Daran zerbrochen sind, soweit bekannt, beide nicht. Wie die meisten der weltweit hunderttausende (oder sind's schon Millionen?) New Economy-Unternehmer, die im Spektrum zwischen Bill Gates und Peter Schröcksnadel liegen.

Im Fall von Bill Gates liegt das gewiss (aber nicht nur) auch daran, dass der verbliebene Börsenwert (400 Milliarden Schilling) zum Überleben reicht. Die meisten, die da über Nacht laut Börsennotierung zu Multimillionären wurden, haben im Grunde ihres Herzens nicht wirklich an den neuen Reichtum geglaubt: Eine gerade gegründete Internet-Firma, deren Aktiva im Wesentlichen aus dem besessenen Verfolgen einer neuen Idee plus originellem Marketing bestand, sollte tatsächlich mehr wert sein als über Jahrzehnte weltweit erfolgreiche Konzerne mit umfangreichem Immobilienbesitz etc.?

Die bedeutendsten Börsen machten das ungewöhnlich lange glauben. So lange jedenfalls, dass auch Börsenprofis bereits begannen, sich die Augen zu reiben. Ist es ein Traum, oder sollte am Ende das Unmögliche doch möglich werden? Die notorischen Glücksritter wechselten in Scharen zur Börse. Mit kleinstem Einsatz Riesengewinne zu machen schien hier noch einfacher als beim Lotto.

So besehen kam die Ernüchterung gerade noch rechtzeitig. Die Millionen und Milliarden haben in erster Linie jene verloren, denen sie zuvor in den Schoß gefallen waren (und noch nicht der kleine Sparer). Und die "Old Economy", die wir noch auf Jahrzehnte brauchen, und der wir immer noch unseren Wohlstand und den Großteil der Arbeitsplätze verdanken, wurde von der drohenden kapitalmäßigen Austrocknung bewahrt.

Die Börse soll Raum für Fantasie und Risiko geben. Sie darf auch ein bisschen nach Casino riechen.Irgendwie sollten sich aber dochdie wirtschaftlichen Realitäten widerspiegeln.

Der Autor ist Generalsekretär des ÖAMTC und Wirtschaftspublizist.

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