7099977-1995_08_01.jpg
Digital In Arbeit

Verteidigung der deutschen Identität?

19451960198020002020

Ist Österreich eine „deutsche Möglichkeit”? 50 Jahre nach dem Wiedererstehen unserer Republik stellt das Freiheitliche Jahrbuch alte Fragen.

19451960198020002020

Ist Österreich eine „deutsche Möglichkeit”? 50 Jahre nach dem Wiedererstehen unserer Republik stellt das Freiheitliche Jahrbuch alte Fragen.

Werbung
Werbung
Werbung

Osterreich ist als Staat keine Melange aus goldenem Wiener Herz, lustigem Tiroler und Steiri-schem Gamsbart. Osterreich ist ein deutscher Sonderfall ... In Wahrheit war Österreich immer eine deutsche Möglichkeit. Es könnte es wieder werden.” Wenn es nach Peter Meier-Bergfeld geht, seines Zeichens seit 1995 leitender Redakteur der von deutschen Bischöfen mitfinanzierten christlichen Wochenzeitung „Rheinischer Merkur”, Korrespondent für Osterreich und Südosteuropa mit Sitz in Graz, dann soll es einen lautlosen Anschluß Österreichs an Deutschland geben.

Im Jahrbuch für politische Erneuerung 1995 des Freiheitlichen Bildungswerks, Herausgeber Lothar Höbelt,

Andreas Mölzer und Brigitte Sob, ist neben Meier-Bergfeld eine ganze Schar von Autoren versammelt, die christlichen Verlagen und Institutionen verpflichtet, wenn nicht gar in ihnen verankert oder engagiert sind. Der Politologe Günter Rohrmoser findet sich ebenso wie der Philosoph Hermann Lübbe oder der Gesandte an der Botschaft des Souveränen Malteser-Ritterordens, Ethikprofessor in Heiligenkreuz, Robert Prantner.

Niemand, so Meier-Bergfeld, habe bis 1945 daran gezweifelt - mit Ausnahme einiger moskauhöriger Kommunisten -, daß Österreicher Deutsche sind. Es gebe keinen Nachbarstaat Deutschlands mit einem ähnlich hohen Bekenntnis der Bewohner zum deutschen Volk.

Meier-Bergfeld bemüht zahlreiche Fakten, um ein „deutsches Österreich” zu konstruieren. „Historisch mit vollem Recht” habe Jörg Haider die österreichische Nation als „ideologische Mißgeburt” bezeichnet. „Österreich müßte seine ganze Kultur verleug^ nen, wollte es seine deutsche Eigenart bestreiten.” Nicht nur politische Linke, sondern auch gläubige Katholiken seien „noch nicht völlig” von der deutsch-österreichischen Trennung „auf ewig” überzeugt. Besonders kritisch sieht Meier-Bergfeld Österreichs Rolle in der EU. „Österreichs Sendung wird darin bestehen, den globalen Modernisierungstrend zu verzögern, also eine konservative Haltung in der EU zu verstärken.”

Die Annäherung Österreichs an die Bundesdeutschen wird nach Meier-Bergfeld zu einer Notwendigkeit aufgrund der weltweiten Migration, die großen Außendruck auf die eigene Kultur und Identität erzeuge, „die eben der binnendeutschen am nächsten ist”. „Das, was nicht vollständig universalisierbar ist, die Sprache, die soziale Herkunft, die ethnische Abstammung, die Tradition, die Mentalität, der Alltagsgestus, die gemeinsame staatliche und reichische . Geschichte, das wird gerade bei Masseneinwanderungen klarer erkannt - und verteidigt.

Und vielleicht wächst eines Tages - unter diesem Außendruck - wieder näher zusammen, was einmal zusammengehörte. Denn in der deutschen Nation - wie in der russischen Puppe - steckt immer noch eine Nation und noch eine und noch eine.”

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung