Werbung
Werbung
Werbung

Wenn es stimmt, dass sich gesellschaftliche Strömungen in der Werbung manifestieren, dann ist eines fix: Um die Männer ist es schlecht bestellt. Überflüssig herumlümmelnde Exemplare werden von lässigen Frauen "wisch und weg" beseitigt, machen sich vor der Angebeteten zum Affen, in dem sie in ein geschlossenes Peugeot-Cabrio springen und werden auch sonst werbetechnisch gerne heruntergedodelt.

Das weibliche Imperium schlägt nach Jahrzehnten erniedrigender Waschmittel- und Fruchtzwergewerbung (ohnehin nicht flächendeckend) zurück. Doch steht mittlerweile nicht "die Männlichkeit selbst vor dem Richterstuhl", wie der australische Männertherapeut Steve Biddulph in seinem Buch "Männer auf der Suche" kritisch meint?

Natürlich ist es gut, dass der alte Macho out ist. Aber wo sind neue positive Rollenbilder für die Buben? Sie fallen im Bildungsprozess häufiger als Mädchen negativ auf, sind aggressiver und bewegungsbedürftiger. Die fortschrittliche Pädagogik setzt auf "Bubenarbeit". Dabei geht es oft schlicht nur darum, sich irgendwo ungestraft austoben zu dürfen - für kleine Städter längst keine Selbstverständlichkeit mehr.

Noch schwerer wiegt, dass in allen Erziehungs- und Lehrberufen ein eklatanter Männer-Mangel herrscht. Ist es wirklich Zufall, dass ein männlicher Lehrer den Blutrausch des Erfurter Amokläufers stoppte? Hatte der Jugendliche daheim und in der Schule vielleicht zu wenig männliche "Mentoren", dass er sich nur in Gewaltvideos und Schießsport selbst verwirklichen konnte?

In der Männerberatung hören Therapeuten die immer wiederkehrende Klage: "Ich kann mit niemandem reden." Kein Wunder, ein "harter Kerl" zu sein, gilt noch immer als cool. Denn die "neuen Väter", die ein anderes Identifikationsmodell darstellen könnten, sind leider (noch) rar. Das können Pädagogen und, noch schwerer, Pädagoginnen kaum ausgleichen.

Die vielen "bad boys", die schon in der Schule negativ auffallen, sind häufig "nur" verzweifelt und einsam. Auch wenn sie als Erwachsene später eine teure IWC-Uhr tragen, die in provokanten Inseraten verspricht, ausschließlich Männern vorbehalten zu sein.

Die Autorin ist innenpolitische Redakteurin der Tageszeitung "Der Standard".

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung