Nawalny - © Foto: APA / dpa / Michael Kappeler

Alexej Nawalny: Der Regimefeind in seiner Heimat

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Es gibt Leute, die Alexej Nawalny für verrückt halten. Der Mann fährt zurück in den Staat, dessen Geheimdienst sehr wahrscheinlich hinter seiner Vergiftung mit Nowitschok steht. Er weiß auch, dass sie ihm wieder folgen werden, ihm wieder Scheinprozesse machen werden wegen Korruption oder anderer Dinge, die man Oppositionellen gerne anhängt. Also warum macht er das und nimmt die Gefahr auf sich? Alexander Baunow von der Carnegie-Stiftung, ein ehemaliger russischer Diplomat, hält nicht viel von der These, Nawalny sei ein Kämpfer für die ­Meinungsfreiheit. Der Unterschied zu anderen Oppositionellen sei, „Nawalny kämpft mit Putin um die Macht“.

Ist das so? Ein gleichberechtigter Kampf scheint es nicht zu sein. Im Sinne des publizistischen Kampfes um die Nachrichtenhoheit war es hingegen ein Fehler Putins, Nawalny einen großen Bahnhof bei seiner Rückkehr zu machen, indem er ihn öffentlichkeitswirksam verhaften ließ.

Vielleicht gilt generell jene Strategie, die schon in den Tagen der Revolutionen Anfang des 20. Jahrhunderts breit diskutiert wurde: Der Oppositionelle sei dem Regime demnach nur dann gefährlich, wenn er sich im Land befinde. Im Ausland könne er Exilregierungen und Protestaktionen veranstalten, so viel er wolle. Wirksam sei er nur im Inneren. Unerwähnt bleibt dabei, dass der Oppositionelle mit Heimatdrang entscheiden muss, ob ihm seine Wirksamkeit wichtiger ist als seine Gesundheit. In diesem Sinn hat sich Alexej Nawalny entschieden. Putin, so fürchten viele, längst auch.

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