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Die Jahre in denen der russische Bär mehr wankte als tanzte sind mit den gerade geschlagenen Wahlen zum russischen Parlament beendet. Mit dem Wahlerfolg der in wenigen Monaten aus dem Nichts geschaffenen Kremlpartei "Einheit" - wegen des Parteikürzels "Bär" genannt - hat sich Premier Wladimir Putin die beste Ausgangsposition für die im kommenden Jahr anstehenden Präsidentenwahlen geschaffen.

Doch schon jetzt ist der judokämpfende Premier an die Stelle des torkelnden Präsidenten Jelzin getreten und repräsentiert das neue machtbewußte Selbstverständnis Rußlands. Gewählt wurde bei den Parlamentswahlen nicht eine Partei und ihr Programm, sondern Putins autoritäres Führungsmodell. Die wenige Monate alte "Einheits"-Partei hatte überhaupt kein Programm, und sie hat es auch gar nicht verheimlicht. Populäre Persönlichkeiten ohne Text in der Auslage und die Empfehlung des kriegstüchtigen Premiers reichten, um den dominierenden Einfluß der Kommunisten in der Duma zu brechen.

Für Rußlands Wähler zählten in diesem Wahlgang anscheinend nur die handelnden Personen. Verständlich, wenn man sich an die Jahre der politischen Selbstblockade erinnert. Die Reformen der präsidententreuen Regierung wurden von der präsidentenfeindlichen Duma boykottiert und umgekehrt. So gesehen könnte durch den einseitigen Machtgewinn sicherlich die Lähmung des Landes überwunden werden. Und in diese Richtung argumentieren auch jene westlichen Kommentatoren, die das Wahlergebnis begrüßen.

Doch der einseitige Machtgewinn läßt auch eine andere Interpretation zu. Wer garantiert, daß die neue Machtkonzentration nur im Sinne von längst notwendigen Reformen genutzt wird? Wer garantiert, daß die junge Demokratiebewegung nicht auf diesem Weg wieder zum Stehen gebracht wird? Die Machtbalance blockierte Rußland nicht nur, sie hatte auch eine Kontrollfunktion. Diese Kontrolle wurde mit dem Wahlausgang in gravierendem Ausmaß beschnitten.

Eines steht fest: In der Demokratie entscheidet das Volk - auch in Rußland! Und das russische Volk hat sich jetzt für einen starken Führer entschieden. Das ist zu akzeptieren, doch auch sorgen wird man sich dürfen.

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