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Kunst als Lebenselixier

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Die Kunstherapie ist eine in Österreich noch relativ junge Therapieform. Im Jahre 1994, nach der ersten Gastprofessur für Kunsttherapie von Karl-Heinz Men-zen aus Berlin an der Hochschule für angewandte Kunst, gründeten neun Künstlerinnen den Verein PIKT- Projekte in Kunst und Therapie. Die Arbeitsweisen präsentiert nun die Gruppe PIKT in ihrer Ausstellung „Kunst und Therapie" in St. Pölten, in deren Bahmen an den nächsten Wochenenden mehrere internationale Fachleute Vorträge und Workshops abhalten werden.. Die Ausstellung wendet sich an Therapeuten, Betreuer, Pädagogen und alle anderen Interessierten.

Die Künstlerinnen, die auch teilweise ausgebildete Therapeutinnen sind, haben es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen durch das Medium Kunst zu helfen. In gestalterischer Form bekommen Jugendliche, Behinderte, alte Menschen die Möglichkeit, sich zu artikulieren. Durch Malen, Zeichnen und den Kontakt mit verschiedenen Materialen wie Wolle oder Filz wird eine grenzüberschreitende Kommunikation hergestellt. Der Kunsttherapeut lernt durch die Werke seines Klienten die fremde Seelenverfassung verstehen und kann ihn so eher aus seiner ungewollten seelischen Isolation befreien. Kranke und einsame Menschen treten durch künstlerische Tätigkeiten in Kontakt mit der Außenwelt und erhalten so ein neues Lebens- und Selbstwertgefühl.

Der Verein PIKT arbeitet in verschiedenen Institutionen, vorwiegend in Niederösterreich. Er besuchte zum Beispiel das Kinderheim Loosdorf, das Altersheim St. Vitusheim Laa/Thaya,

das Landesjugendheim Puchberg am Schneeberg, die Strafanstalt Gerasdorf und noch zahlreiche andere. Die kunsttherapeutischen Projekte sind den Bedürfnissen der Menschen angepaßt. Sie bieten auch Chancen für neue Begegnungen durch die Auflockerung festgefahrener Verhaltensmuster.

So erklärte Ursula Bast, Gründungsmitglied des PIKT während der Tanzperformance des „Baum 4" im Keller des Franziskanerklosters, bei dem gleichzeitig malende alte Menschen auf einer Projektionsleinwand gezeigt wurden: „Diese Menschen, die Sie hier sehen, sind zwischen 70 und 96 Jahre alt. Sie haben den Krieg und die Luftschutzkeller, wie diesen hier, in dem wir uns jetzt befinden, miterlebt. Das Kurzeitgedächnis dieser alten Menschen ist oft schlecht, doch wenn man mit ihnen gemeinsam

kreativ tätig ist, dann werden wieder Emotionen aufgebrochen, die sich in ihren Bildern widerspiegeln. Bei Kunsttherapie geht es darum , daß Menschen wieder in Bewegung kommen."

Kranke Menschen können durch künstlerische Anleitung ihre Leiden kanalisieren. „Manche lösen sogar ihre Probleme und gesunden", wie Menzen in seinem Vortrag erklärte. „Künstlerisch tätig sein ist Arbeit wie das Spielen beim Kind", meinte die Kunsttherapeutin Barbara Putz-Plecko.

Der Ausstellungsbesucher wird unwillkürlich in den Bann der Künstle rinnen gezogen, die mit viel Geduld und Kreativität Menschen durch künstlerische Therapie aufleben lassen.

23. Mai bis 15. Juni

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