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Seltenes Kunstwerk aus Stahl

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Ungewöhnlich erscheint es uns, daß Kunst in harten Stahl geschnitten sein kann. Und doch geben einige ungewöhnliche Werke davon Zeugnis. Der Eisenschnitt wurde durch das Rittertum, durch die Schlosser, die Stempel- und Siegelschneider besonders gefördert.

Im 19. Jahrhundert verfiel diese Kunst. Erst am Ende des vergangenen Jahrhunderts stellte Michel Blümelhuber, dessen Todestag sich am 20. Jänner zum sechzigsten Mal jährt, in Steyr diese Kunst in den Mittelpunkt des Interesses.

Mit Unterstützung des Bundes und der Stadt Steyr errichtete das Land Oberösterreich 1911 das Meisteratelier für Stahlschnitt, in dem Blümelhuber frei wirken konnte und Mitarbeiter in diesen Kunstzweig einführen sollte.

Zu den großen symbolischen Werken Blümelhubers gehören das „Evangelium" (Friedensplastik, ausgezeichnet mit dem 1. Staatspreis der Bepublik im Jahre 1921), die „Menschheitszukunft" und der „Linzer Domschlüssel", ein Auftragswerk des Landes Oberösterreich für die Weihe des Linzer Domes 1924.

Dieses Werk der Stahlschnittkunst blieb im OÖ. Landesmuseum und wurde erst anläßlich des Jubiläums „200 Jahre Diözese Linz" im Jänner 1985 von Landeshauptmann Josef

Ratzenböck an Diözesanbischof Maximilian Aichern übergeben, der zum Symbolgehalt meinte, daß einen Schlüssel zu besitzen bedeute, Verantwortung zu haben.

Nun hat seit kurzem der Linzer Domschatz in der Domkrypta seine ständige Bleibe gefunden. Dort ist auch der berühmte Domschlüssel zu sehen. (Anmeldung beim Mesner.)

Der Schlüssel ist 29 Zentimeter hoch, an seinem Bart sind die Durchbrüche nach der Kreuzigungsgruppe geformt. Am Schaft rankt sich die Rose als Blume der Liebe empor. Ein Spruchband mit Worten aus der Geheimen Offenbarung begleiten die Rosen.

Das Ende des Schaftes bildet eine kraftvoll und lebendig geschnittene Krabbenblume, die in einen frei und schön geschwungenen Vierpaß übergeht. Im obersten Vierpaßrund schwebt die Taubengestalt des Heiligen Geistes, Maria, die Immaculata selbst, ist nicht zu sehen. Symbole weisen auf sie hin.

Nach dem Tod Michel Blümelhubers am 20. Jänner 1936 widmete die Stadt Steyr dem Meister des Stahlschnittes ein Ehrengrab. Seine Kunst wird im ehemaligen Meisteratelier im Rahmen der Fachschule für Kunsthandwerk an der HTL Steyr weiter unterrichtet.

Der Autor ist

Konsulent der OÖ. Landesregierung für Volksbildung und Heimatpflege.

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