Jardín Botánico - © Foto: Iwan Baan

„Tatiana Bilbao Estudio“: Architektur-Kaleidoskop aus Mexiko

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Das ­Architekturzentrum Wien präsentiert die unorthodoxen, interdisziplinären Arbeitsmethoden des mexikanischen Architekturbüros „Tatiana Bilbao Estudio“.

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Das ­Architekturzentrum Wien präsentiert die unorthodoxen, interdisziplinären Arbeitsmethoden des mexikanischen Architekturbüros „Tatiana Bilbao Estudio“.

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Selten wirkte die Halle 2 im ­Architekturzentrum Wien (AzW) so luftig. Die Gestaltung der Ausstellung „Tatiana Bilbao Estudio“ kombiniert Weite mit Tiefgang. Sie wurde in Zusammenarbeit mit dem Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk, Dänemark realisiert. Im Prinzip besteht sie aus zwei großen Plattformen, in die Modelle von Projekten des mexikanischen Architekturbüros Tatiana Bilbao Estudio integriert sind. Beton, Holz, Naturstein, Ton: Fast jedes ist aus einem anderen Material, jedes in einem anderen Maßstab. Das entspricht der jungen Architektin, für die es keine generellen Antworten und schon gar keine Patentrezepte gibt. Insgesamt 23 Projekte sind zu sehen, die Bandbreite reicht von Aufträgen für wohlbetuchte private Bauherren über soziale und öffentliche Bauten bis zum Masterplan für einen Pilgerweg.

Neue Haltung

„Tatiana Bilbao steht für eine neue Haltung in der Architektur, die zentral ist für die Zukunft der Architektur, die Zukunft unseres Zusammenlebens und die Zukunft unseres Planeten“, so Angelika Fitz, Direktorin des AzW. Sie brachte die Ausstellung nach Wien, für sie nimmt Bilbao eine „planetarische Perspektive“ ein. 2004 gründete Tatiana Bilbao ihr Büro, sie arbeitet immer in Netzwerken und in interdisziplinären Teams. „Kabinette der Neugierde“ nennen sich die hohen, schlanken, türkisen Regalwände, von denen die horizontalen Plattformen gerahmt werden. Wie in Setzkästen finden sich hier Gegenstände, die den Entwurfsprozess illustrieren. Tatiana Bilbao Estudio kommuniziert nicht nur über klassische Architekturmedien wie Pläne und Modelle, sondern auch über faszinierend bunte, vielschichtige Collagen. Da wächst üppige Dschungelvegetation am „Torre Guatemala“, einem privat finanzierten Hochhaus, über dem ein zitronengelber Vollmond am türkisen Himmel steht. Auf den Collagen für das Acuario Mazatlán schwimmen Wale, Tintenfische, Rochen und Wasserschildkröten. „Schauen Sie in die Schubladen“, steht auffordernd im bodennahen Bereich. Darin sind Fotos der Bauplätze, Skizzen auf Schmierpapier, Pläne zu entdecken – und das Vertrauen des AzW zu bewundern.

Große Bandbreite

Derzeit bearbeitet das Studio den Um- und Wiederaufbau des Klosters San Simón el Alto in Mali­nalco, Mexiko, vor knapp über zehn Jahren entwickelte es den Masterplan einer Pilgerroute zwischen Amexa und Talpa de Allende, ebenso plant das Büro sehr besondere Einfamilienhäuser und entwickelte den Prototypen eines sozialen Wohnbaus für weniger als 8000 US-Dollar. Das Nachverdichtungsprojekt „Urban Redensificación“ in Apodaca zeigt, wie über fünf Ebenen in schmalen Baukörpern zu leistbaren Konditionen verschiedenste Lebensentwürfe heimisch werden können. Familiäres Wohnen ist hier ebenso möglich wie Wohnen, Arbeiten und Produzieren.

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