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Alte Schule, grobe Wirkung

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Eine flammende Anklage gegen den Krieg, die leider der Verbreitung dieses filmhistorisch bahnbrechenden Streifens nicht gerade zuträglich war, erhob schon im Jahre 1934 das Soldatendrama „Lost Patrai“ (Verlorene Patrouille) von John Ford. Er war einer der ersten amerikanischen Regisseure, die den Schritt vom Kostümfilm, von der Groteske und vom Western zu einer neuen Form des dramatischen Films wagten, wie sie drei Jahrzehnte später von Filmen wie „Lawrence von Arabien“ oder „Der Flug des Phönix“ höchstens an Aufwand übertroffen werden konnte. Dieser 75-Mmuten-Film verblüfft auch heute noch durch technische Perfektion, ein ausgefeiltes Drehbuch, tadellose Kameraarbeit und durchweg vorzügliche Darstellerleistungen. Das Erstaunlichste aber ist die Tatsache, daß der Streifen trotz seiner Kürze und der damit verbundenen Knappheit der Dialoge kaum weniger auszusagen hat als etwa ein dreistündiger Kolossalfilm ähnlichen Stils heute.

Ein Wiedersehen mit einer heute schon fast legendär gewordenen Schauspielergeneration, mit Pola Negri, Albrecht Schoenhals, Inge Theek, Paul Hartmann und Friedrich Kayssler, bringt die Reprise von Willi Forsts „Mazurka“. Dieser Streifen aus dem Jahre 1935, mit dem Forst seinen Weltruhm begründete, weist schon alle charakteristischen Mekmale auf, die auch für den Erfolg seiner späteren Filme entscheidend waren. Vor allem ein mit liebevoller Pedanterie zurechtgezimmertes Drehbuch, das kein noch so winziges Detail dem Zufall überläßt, ferner eine raffiniert ausgeheckte Mischung von wohldosierter Spannung, Pathos, Sentimentalität und — sagen wir es ruhig — Kitsch, die auch dreißig Jahre später ihre Wirkung nicht verfehlt. Manches ist natürlich veraltet, insbesondere bestimmte Formen der Kameraführung und des darstellerischen Stils, die im Zeitalter des „Unterspielens“ überholt und übertrieben wirken. Trotz einiger Einzelheiten, über die man heute bereits lächeln mag, jedenfalls noch immer ein beispielgebender Film der alten „Wiener Schule“.

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