Peter von Kant - still - ©  Polyfilm

François Ozons „Peter von Kant“: Gedemütigter Alter

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Was sich beim ersten Hinsehen wie eine Travestie zu Rainer Werner Fassbinders „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ ausnimmt, entpuppt sich als gelungene Hommage an den Altvorderen.

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Was sich beim ersten Hinsehen wie eine Travestie zu Rainer Werner Fassbinders „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ ausnimmt, entpuppt sich als gelungene Hommage an den Altvorderen.

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F ünfzig Jahre sind seit Rainer Werner Fassbinders Filmaufreger „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ vergangen. Dieses halbe Jahrhundert Filmgeschichte hat François Ozon, dem früh verstorbenen Fassbinder schon lang verfallen, zum Anlass genommen, um seine ureigene Hommage ans bayerische Enfant terrible nicht nur des Films auf die Leinwand zu bringen. Und mit „Peter von Kant“ durfte Ozon dann stilecht auch die diesjährige Berlinale eröffnen. Schon der Titel verrät den Kunstgriff des Nachgeborenen: An der ursprünglichen Dreiecksgeschichte zwischen der alternden Modeschöpferin Petra von Kant, ihrer schweigsamen Sekretärin Marlene und dem frisch hereingeschneiten Model Karin Thimm hat Ozon die Geschlechterkonstellation einfach umgedreht. Aus einer lesbischen Sache wird nun eine schwule: Der heruntergekommene Peter von Kant ist ein Filmregisseur, der den Höhepunkt seines Schaffens und auch seines Erfolgs längst hinter sich gelassen hat. Er verbringt die Tage in seinem Kölner Domizil saufend und koksend weitgehend im Bett und drangsaliert seinen Diener Karl. Doch da führt ihm Filmstar Sidonie – einst von Kants Muse – einen jungen Schauspieler zu: Der 23-jährige Amir, ein orientalischer Adonis mit makellos jugendlichem Körper, erweckt in dem feisten Alten längst verschütt gegangene Lust. Von Kant und Amir beginnen eine leidenschaftliche wie destruktive Affäre, die vor allem durch die hormonellen Schübe des Altvorderen getrieben scheint – und von daher schon von vornherein zum Scheitern verurteilt ist.

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