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Kammeroper: „Die schalkhafte Witwe“

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Sie heißt Rosaura und ist Hauptperson in Ermanno Wolf-Ferraris gleichnamiger komischer Oper. Ihre Darstellerin heißt Monique Villers und ist eine Entdeckung der Kammeroper, die auch die anderen Darsteller entdeckt hat und ein neues Ensemble vorführt, das sich erfreulich frisch und begabt vorstellt. Der Mylord, der Monsieur und der Don werden von Achim von Othegraven, Albert Clipper und Dietmar Pickl, der Graf von Bosco Nero von Klaus- Peter Guth in sehr gut gesehenen Typen dargestellt, deren Komik im Engländer (samt seinem Diener Adolf Bur) sich nur in ihrer Gestik, aber dafür am überzeugendsten ausdrückt. Echtes Theaterblut ist Britt Bern als Marionette, auch stimmlich fast am besten. Aber die Hauptsache: das Ensemble ist eine Einheit wie längst aufeinander eingespielt, es geht alles glatt, und die heitere Spannung hält bis zum Ende durch. Das Bühnenbild von Inge Fiedler (es ist eigentlich ein Bilderbogen) bleibt sympathisch einfach, die Kostüme (Lucia Listopad) sind sehr hübsch und wirken durch ihre Echtheit in der Selbstironie der Handlung überzeugend echt. (Don Alvaro von Kastilien sieht wahrhaftig aus wie Philipp II. im Don Carlos.) Die Musik ist überall nobel und geschmackvoll, leicht und spielerisch charakterisierend. (Den Spanier begleitet stets ein Takt Bolerorhythmus.) Hans Gabor dirigierte das Rundfunkorchester, das zwar manchmal zu laut spielte, im allgemeinen sich aber der gegebenen Situation des kleinen Raumes gut fügte. Die Regie (Friedrich Kaltina) tat, was sie konnte, und das war gar nicht so wenig. Der Abend bot Niveau und gepflegte Unterhaltung, das Publikum dankte mit herzlichem Beifall.

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