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Sommerflaute im Film

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Nach dem nicht unergiebigen Filmangebot der letzten Woche folgt prompt die negative Reaktion. Kein Streifen kann sich diesmal über Durchschnittsmaß erheben und somit eine eingehendere Betrachtung rechtfertigen. - Das stärkste Kaliber, nicht nur wegen des reißerischen Titels, stellt „Zur Hölle mit Sydney“ dar. Als englischer Beitrag bei der Berlinale 1959 mußte er zwar unter „ferner liefen“ auf der Strecke bleiben, aber als spannende Kriminalunterhaltung mit einigem menschlichen Tiefgang und problematischen Ambitionen mag er angehen. Allerdings haben wir ein ähnliches Thema -Gangster tyrannisieren eine biedere Familie, später sogar eine ganze Stadt - in „An einem Tag wie jeder andere“ psychologisch ausgefeilter und weniger konstruiert erlebt. *

Schon bei Bühnenaufführungen erweist sich oft, wie veraltet und verstaubt heute viele Stücke von George Bernard Shaw wirken. Durch das moderne Medium des Films Verstärkt sich solcher Eindruck noch erheblich. Um so mehr, als sich die'Regie des vielfach bewährten Engländers Anthony Asquith allzusehr auf eine werkgetreue Wiedergabe im Theaterstil festlegt. Der eigentliche Wurm sitzt aber im Stoff selbst: die hier aufgetischte Ärzte- und Künstlermoral hat einen allzu odiosen Beigeschmack. So bleiben als kärgliche Lichtpunkte einige schauspielerische Leistungen („Arzt am Scheideweg“). . . ' ' ;

Viel ehrlicher ist da ein weit weniger ambitio-nierter Film wie der Wildwester „Kampf ohne Gnade“, der mit guter Absicht und sauberen, wenn auch nicht ganz zureichenden Mitteln die Wandlung eines Trinkers und Spielers zum tüchtigen, soliden Farmer zeigt. v

Bestenfalls als Edelschnulze anzusprechen ist, die deutsch-spanische Kitschromanze „Ein Thron für Christine“, der “ obligate Gruselschund kommt wieder aus Amerika und betitelt sich „Bloh — Schrecken ohne Namen“. Turmhoch über dem Gesamtangebot steht die Reprise von „12 Uhr mittags“, dem klassischen Meisterwerk des psychologischen Wildwestdramas, unter der Regie des Ex-Wieners Fred Zinnemann, mit Gary Cooper als Sheriff Und Grace Kelly in einer ihrer ersten Rollen.

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