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Appell zur Rettung alter Bücher

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Bücher sind kostbar: das ist die Kemaussage der von Rudolf Hiestand herausgegebenen Aufsatzsammlung über Inkunabeln, Handschriften und frühen Drucken des 16. Jahrhunderts. Hintergrund dieser Publikation von Beiträgen namhafter Mediävisten ist der allmähliche Verfall unersetzbarer Bände, unter anderem in der Universitätsbibliothek Düsseldorf, und die Suche nach Mäzenen und Patronen, die bereit sind, die kostspieligen „Buchrettungen" zu finanzieren. Dieses Aiüiegen betrifft aber auch andere Bibliotheken.

Die einzelnen Beiträge sind sehr inhomogen, sie nehmen meist einen Band aus der Universitätsbibliothek Düsseldorf zum Ausgangspunkt, um verschiedene Aspekte rund um das Buch (beziehungsweise dessen Vorgänger) tmd seine Geschichte zu beleuchten.

So untersucht Peter Wunderli die Frage, ob die vor etwa 60 Jahren entdeckte Handschrift „über Scale Machometi", die die Legende von der Jenseitsreise des Propheten Mohanuned enthält, als Vorstufe für Dantes „Divina Commedia" zu gelten habe. Hubertus Schulte Herbrüggen wiederum beleuchtet die Arbeit des Erasmus von Rotterdam an einer kritischen Textausgabe des neuen Testamentes.

Die Sammlung genügt allen wissenschaftlichen Ansprüchen, ist aber aufgrund ihrer hohen Spezialisierung wohl nur für ein Fachpublikum von Interesse.

Guldą in Linz

Zum 20. Geburtstag des Linzer Brucknerhauses spielte er auf Klavier und (oder) Clavi-nova eine Bach-Matinee mit einer Auswrahl von Präludien und Fugen aus dem „Wohltemperierten Klavier" nach Ansage. Der Linz-Fan plauderte nicht viel, alles war wie von seinen Jazz-Auftritten gewohnt. Die absolut locker legeren Gesten mußten diesmal für Bach herhalten und störten keineswegs. Gulda war im Bach-Rausch mit seiner phänomenalen Technik und umfassenden Musikalität, zu deren Demonstration ihm der Flügel allein nicht genügte. Im zweiten Programmteil gratulierte er auf dem Clavinova weit- und klang%’erfremdend nicht unbedingt zur Freude der Puristen. Das randvoll besetzte Haus war vom neuen (alten) Gulda in der Softierol-le begeistert und spürte die Ehrhchkeit des Anliegens. GEORGINA SZELESS

Starkes Rededuell

Im Linzer Theaterkeller erlebte „Voltaire Rousseau" des vielseitigen Theaterpraktikers Jean-Francois Prevand in der ausgezeichneten Übertragung von Ulrich Kunzmann die deutschsprachige Erstaufführung. In einer fiktiven Begegnung der beiden gegensätzlichen Geistesgrößen, die der Autor aufgrund eines „weißen Flecks" in der Autobiographie Rousseaus Ende Oktober 1765 ansetzt, entzündet sich das geschickt colla-gierte Streitgespräch unter Verwendung von Originalzitaten. Günter Gräfenberg (Voltaire) und Heinz Filges (Rousseau) lieferten sich in der Inszenierung Franz Kainraths ein schauspielerisch überzeugendes Rededuell mit hoher Sprechkultur, in dem auch Eigenschaften der Menschen Voltaire und Rousseau sichtbar vmrden. Ein Vergnügen für Mit-Denker. MARGRET CZERNI

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