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Ausklang in Baden

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Der Badener Opėrėttensomrtėr, nunmehr schon eine liebenswürdige feststehende Einrichtung, die sich alljährlich unvermindert des lebhaften Zuspruchs der ausländischen Besucher Wiens erfreut, ging nun zu Ende. Es wird etwas stiller im Kurpark, bald wird sich das Laub der Bäume rund um die „Arena“ verfärben, der Applaus ist verhallt, das oft zitierte verschiebbare Glasdach bleibt geschlossen und wird sich erst wieder an einem warmen Abend im nächsten Juli öffnen.

Das Ensemble unter seinem Direktor Franz Riffel kann zufrieden Rückblick auf die verflossenen Monate halten. Getreu dem Grundsatz, aus der Sommerarena eine Pflegestätte der klassischen Wiener Operette beider Epochen, der

„goldenen“ und der „silbernen“, zu machen, bot Baden seinen Gästen aus nah und fern hübsche, beschwingte Aufführungen, die sich harmonisch in die Atmosphäre des Kurparks fügten. In dem Sommertheater an der Römerquelle läßt man sich auf keine Versuche ein, der Stil der Aufführungen hält sich ans Bewährte des Genres, doch die Spielfreude und Liebe, mit der man hier Operetten auf die Bühne bringt, verfehlt nicht ihre Wirkung auf das Publikum.

Deshalb gefiel auch Johann Strauß’

„Wiener Blut“, dieses posthume Artefakt, das nicht ohne Schwächen ist. Als Gabriele und ihr Gatte, dem es die Wienerinnen angetan haben, waren Lilo Wollner und Thomas Tarjan stimmlich gut in Form, Gottfried Nowak sächselte sich durch die Rolle des Duodezdiplomaten, und Martha Zöchling und Leo Selenko setzten dem Geschehen als Buffopaar kräftige Farbtupfer auf. Die Regie lag in den Händen von Walter Sofka, der auch Franz Lehars „Lustige Witwe“ inszenierte, eine Vorstellung, die Erich Arnold Gelegenheit gab, als Danilo süddeutsch-pariserisch-pontevedrinisch gemixten Charme zu entwickeln, während Adolf Dalla-Pozza in der Rolle des Rosillon wieder beachtliche Talentproben seines schönen lyrischen Tenors bot. Viel Beifall für die Hanna Glawari des Abends, Lilo Wollner. Dort, wo sich „Liedei“ auf „Fiedel“ reimt, dort steht das Schloß der „Gräfin Mariza“. Emmerich Kälmäns Zigeunerweisen scheinen Thomas Tarjans wahres Element zu sein; sein Graf Tassilo hatte Schwermut, jäh aufschäumendes Temperament und stimmliche Glanzpunkte. Lilo Wollner war eine eher österreichisch als ungarisch timbrierte Mariza. Als munterer Varasdiner Feschak beschloß Leo Selenko seine Tätigkeit in Baden, ehe er ans Raimundtheater überwechselte. Franz H. Dopler, der obligate böhmische Diener, trug den Dritten Akt fast allein. Bei der „Gräfin Mariza“ konnte sich der „Prinzipal“ Franz Riffel auch in seiner Funktion als Regisseur des lebhaften Beifalls freuen.

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