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Betörung durch silbergrauen Charme

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Der Karczag Wilhelm, kerem szepen, tät sich freuen. Sein Ur- Danilo von der Premiere anno 1905, „Hr. Treumann“, sah wohl ponteve- drinischer aus als der Jüppi-bäcsi mit seinem holländischen Gentlemangesicht, aber dafür hat der den Lehar im Blut, unverdünnt. Geht nur hin, ihr Jungen, und seht euch an, was ein Bonvivant ist, die sind ja schon so rar geworden.

Den Sommer über residiert „Die lustige Witwe“ wieder im Theater an der Wien. Hausherr Rolf Kutschern übernahm selbst die Regie. Sein Motto: keine „Modernisierung“ aus dem Handgelenk flinker Bearbeiter, keine Mätzchen, keine Verfremdungen (bis auf die musikalisch sehr gelungene des „Apachentanzes“ im 3. Akt), sondern Maisteroperette im alten Glanz, der sowieso nirgends trübe Stellen aufwedst, mit Geschmack und Schwung in sicherer Szenenführung dargeboten. Kleine aktuelle Poiniten, Gags verstehen sich von selbst, die sind in diesem Genre Ehrensache.

Wie man ein Star ist, ohne alles andere in den Hintergrund zu spielen: Johannes Heesters macht’s möglich. Eleganz ist eine Sache, die man nicht vom Frackschnedder geliefert bekommt, Charme, wie ihn unser wahlwienerischer Landsmann aus Zandvoort besitzt, ist verfeinerte, gereifte Sanguinik, grundiert von mitreißendem komödiantischem Temperament. Ein Tenor im eigentlichen Sinn war Heesters nie, er selbst betonte immer wieder, er sei „singender Schauspieler“. Ein kluger Schauspieler, dem die Routine nicht die Nuancen glattschliff. Ein Danilo mit schönem silbergrauem Haar, der manchmalmeine ledsfe’eReöigriarfcidhft durchschimmern läßt, um gleich darauf wieder Kapriolen zü schlagen. Der Publikumsliebling par excel- lence — hier steht er wie eh und je im Rampenlicht.

Die gesanglichen Höhepunkte des Abends erlebt man mit Erzebeth Hazy (Hanna Glawari) und Marion Briner (Valencienne), beide in Stimme und Stil Große Diva. Der Rosillon Valentin Theodorians besticht mehr durch sein angenehmes Timbre als durch seine ständig einknickende Haltung, die er Karikaturen aus der „Muskete“ abgeschaut haben könnte. Mit buffonesker vollsaftiger Bonhomie unterhält Fritz Ollendorf als betulicher, ponteve- drinischer Gesandter, assistiert vom unternehmungslustigen Kanzlisten Njegus: es ist Hugo Gottschlich, der zum allseitigen Gaudium in jener

Bombenrolle seine Mittel kräftiger, bodenständiger Komik statt am Ring an der Wienzeile einsetzt. Aus der Schar der Festgäste in „Pontevedro in Paris“ köstlich in ihrer kurzen Szene Julia Drapal, attraktiv Dany Sigel. Zusammen mit den Darstellern konnten sich Ita Maximowna (Ausstattung) und der Dirigent Rudolf Bibi über den Erfolg freuen. Das Publikum klatschte und klatschte und klatschte

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