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Jdeditation zu Sylvester 1944

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Sylvester, verbracht mit Perpetua, meiner Frau. Das Jahr begann mit einer Ansprache Kniebolos„ tief eingemauert in den Geist des Hasses und der kainitischen Anschauung. Schrecklich ist dieses Absinken in immer lichtlosere Räume, diese meteorische Entfernung aus der Heilssphäre. Ununterbrochen muß Zerstörung aus diesen Klüften wachsen, Feuer aus ihnen hervorbrechen.

Meditation zu Sylvester: Wir nähern uns dem innersten Wirbel des Malstromes, dem fast gewissen Tod. Ich muß mich daher bereit halten, innerlich rüsten hinüberzutreten auf die andere, leuchtende Seite des Seins, und zwar nicht unfrei, gezwungen, sondern mit innerer Zustimmung, mit ruhiger Erwartung vorm dunklen Tor. Mein Gepäck, meine Schätze muß ich ohne Schmerz zurücklassen. Sie sind ja auch nur wertvoll, insofern ihnen Beziehung zur anderen Seite innewohnt. Die Menge von Manuskripten, die Arbeit reifender Jahre — ich muß mich an den Gedanken gewöhnen, sie in Flammen aufgehn zu sehen. Dann bleibt nur, was ich nicht für Menschen erdachte und niederschrieb: der Kern der Autorschaft. Er bleibt mir für die große Wanderung jensejto der Zeit. Das gleiche ist mit den Menschen und Dingen, die ich verlasse — ganz unzerstörbar ist das Wirkliche, das Göttliche meines Zusammenhanges mit ihnen: die Schicht, in der ich sie geliebt habe.

Noch eins: Wenn ich hier noch eine Aufgabe zu erfüllen habe, weiß ich gewiß, daß auch die Zeit mir zugemessen werden wird. In diesem Falle werden selbst die Gefahren mir dienlich sein. So will ich denn mein Gepäck rüsten und mich für den Abruf bereit halten.

Am .Strahlungen*, Schönleithner-Verlag, Linz

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