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Digital In Arbeit

Sprache des Herzens

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Wenn wir warten können. Geschichte einer Liebe. Von Maria Hanau-Strachwitz. Eugen-Salzer- Verlag, Heilbronn. 239 Seiten, Preis DM 10.80.

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Wenn wir warten können. Geschichte einer Liebe. Von Maria Hanau-Strachwitz. Eugen-Salzer- Verlag, Heilbronn. 239 Seiten, Preis DM 10.80.

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In unserer nüchternen, schnellebigen, nach außen gewendeten Zeit mutet ein Roman wie dieses Erstlingswerk einer jungen österreichischen Autorin an wie eine helle Seerose auf dunklem Wasser. „Wenn wir warten können“ — diese Worte sind aus dem Munde eines Pfarrers —, wenn wir die innere Ruhe oder die Selbstbeherrschung, das sanfte Gesetz uns zu eigen gemacht haben, und die Früchte reifen lassen können — dann wird letzthin doch unser, was uns bestimmt. Recht sinnvoll zeigt diese Idee sogar schon die Zeichnung auf dem Einband: eine Birne im Geäst. Die Geschichte spielt in England, kurz vor und im letzten Krieg. Was vor allem auffällt, ist die genaue Beobachtung, ist die Gabe, Atmosphäre zu erzeugen (zumeist mit Hilfe der Landschaftsstimmung). Dazu kommt die Technik mitunter musikalischer Eigentümlichkeit: Ein Verzögern des Tempos, ein Abschwellen der Lautstärke (der Sinneseindrücke), und dann plötzlich ein Fortęschlag, der die Handlung blitzschnell weiterreißt. Wie jedes echte poetische Werk in Prosa sagt es nicht immer und nicht in jeder Phase der Handlung alles. Manch hat der Leser aus eigenem Empfinden hinzuzufür1. In seinen Händen liegt dann der helle Glanzder Seerose, und von der Kraft, sich in fremd Zustande und Gefühle zu versetzen, hängt die WlVüüj des Romans ab. Er schreibt, das sei gepriesen, nicht mystisch-psychologisch-existentialistisch oder was weiß noch, sondern es ist die Sprache des Herzens, des Gemüts, die klingt. Das merkt man an allen Enden. Man beachte beispielsweise nur die Tierszenen. Und, wo es am Platz ist, fällt sogar eine würzige Prise Humor oder Satire ab. Trotz der Kriegsluft, die in die Geschichte hineinweht, ist das Werk von hoher Warte, ohne Voreingenommenheit geschrieben und erfüllt, so gesehen, taktvoll eine kulturpolitische Mission.

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