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Ernst Tittel zum Gedächtnis

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In diesem Jahre verlor Österreich einen seiner bedeutendsten Kir- (hemmisiker: Ernst Tittel, als Komponist, Lehrer und Verfasser musikwissenschaftlicher Schriften weit über d'ie Grenzen der Heimat hinaus bekannt und gewürdigt, in Österreich wohl der seit Vdncenz Goffler am mieteten aufigeführte Messenkomponist. In pädagogisch versuchter Weiterführung der Kirchemjchtöre bildet sein Sakral- werk von der „Kleinen Festmesse“ fast Haydnscher Prägung bis zur „Missa gregoriana“ modernster Linienführung einen gewaltigen Spannbogen stilistischer Vielfalt und handwerklichen Könnens, unter gleicher liturgischer Bestimmtheit wie sein meisterliches Improvisieren auf der Orgel und seine schlichte Harmonisierung kirchlichen

Volkstgesanigs, dem er zeitlebens treu Miieto.

Tittel promovierte 1935 zum Doktor der Philosophie, war ordentlicher Professor der Akademie für Musik und darstellende Kunst und Lehrbeauftragter für die Musiica sacra von der katholdsch- theollogiischen Fakultät der Wiener Universität. Er war Träger hoher Auszeichnungen (Komturkreuz des päpstlichen Gregorius- Ordens, österreich isches Ehren - kreuz für Wissenschaft und Kunst und zwölf Kompositionspreise), blieb aber der bescheidene, geduldige, dem Echten auch in kleinster Form stets aufgeschlossene Mensch, auch in der schweren Zeit seines Gehörleidens von umgänglichem, im Grunde heiterem Wesen.

Die Zelle sednes Gedeihens und seiner Freude waren seine Familie und ein paar bewährte Freunde. Dennoch, gesprächig nach außen, war er in sich selber still und ernst, dem höchsten Gast zugewandt, der in seinem Herzen wohnte, mit dem er in der Sprache der Töne redete. Ihm blieb er und daher auch sich selber treu in der Demut des Friedens, durch alle Ärgernisse einer auch karchenimusikalisch sich immer wandelnden Zeit, der er die Ethik des Suehens nicht absprach, ähre Auswüchse aber entschieden und temperamentvoll verurteilte. Sein Blick war dem Ewigen zugewandt, für hochgespielte Maden des Tages war er weder empfänglich, noch wurde er je von ihnen beeinflußt. Die Muisica sacra war für ihn das reine Gold, das weder vernickelt noch viertolecbt werden durfte. Vor dem Können anderer hatte er großen Respekt, seine Zwischenspiele auf der Orgel bewegten sich stets im Stile des aufgeführten Komponisten.

In dieser Treue zum Wahren erzog er seine Schüler und verblieb er selbst, auf die lärmenderen Erfolge des Tages leichten Herzens verzichtend. Br stand wie ein Baum im Sturm, und er fiel wie ein solcher. Mitten auf der Straße fällte ihn der Tod. Aber sein Beispiefl wird bleiben, auch in kommenden Zeiten; vor allem das Beispiel des aufrechten Menschen und seines ehrlichen Schaffens. Wohl jedem ob solcher Hinterlassenschaft.

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