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Grub aus Brasilien

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GABRIELA WIE ZIMT UND NELKEN. Roman Ton Jorg Anili, Ana dem Portugiesischen. Rowohlt-Verlag;, Reinbek bei Hamburg. 468 Seiten. Preis 22 DM. — SCHWARZER MITTAG. Roman von Fernando Sablno. Aus dem Portugiesischen. Verlag J. P* Bachem, Köln. 342 Selten. Preis 14.80 DM.

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GABRIELA WIE ZIMT UND NELKEN. Roman Ton Jorg Anili, Ana dem Portugiesischen. Rowohlt-Verlag;, Reinbek bei Hamburg. 468 Seiten. Preis 22 DM. — SCHWARZER MITTAG. Roman von Fernando Sablno. Aus dem Portugiesischen. Verlag J. P* Bachem, Köln. 342 Selten. Preis 14.80 DM.

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Die brasilianische Hafenstadt Ilheus war ein verschlafenes Nest, wie uns Amado in seinem Roman „Gabriela“ erzählt. In dem benachbarten Inland herrschten Revolver und Dolch. Aber seitdem man hier Kakao pflanzt, ist Ilheus ein Mittelpunkt der literarischen Kultur und des Nachtlebens geworden. Von letzterem zieht Nacib Saad großen Nutzen. Seine Bar geht glänzend — bis ihn, oh Schreck, seine gute, alte Köchin verläßt. Ach, wo überall sucht der Arme Ersatz! Unter den Flüchtlingen, die aus dem bösen Landesinneren nach Ilheus hereintrotten, treibt sich auch ein schmutziges, zerlumptes Mädel mit Namen Gabriela umher. In seiner Verzweiflung versucht er es mit ihr. Nachdem sie gebadet hat, entpuppt sie sich als ein bezauberndes Wesen von zimtfarbener Haut und nach Nelken duftend. Sie ist die denkbar beste Köchin. Nacibs Bar wird von den Männern aus ganz Ilheus belagert. Gabrielas Kochkünste und vor allem ihr Liebreiz entzücken die Herren. Die Bar soll zu einer großen Gaststätte erweitert werden. Nacib heiratet seine Köchin und Herzensfreundin Gabriela. Allein^ sie- versteht nicht und nicht, was eine Ehe bedeutet. Bei einem unerfreulichen Anlaß weist er sie aus dem Haus, und tüchtige Rechtsverdreher erklären die Ehe als ungültig. Nachdem der Schmerz beiderseits verraucht ist, kehrt sie, wieder zur Köchin degradiert, freudig in Nacibs Gaststätte zurück.

Suchen Sie eine wirklich unterhaltende Lektüre? Dann lesen Sie, bitte, dieses Buch; aber nur, wenn Sie geduldig über einiges Schlüpfrige hinwegsehen wollen. Mit höchster Meisterschaft formt der Dichter die schillernde Erscheinung der süßen Gabriela. Brasilianische Politik spielt ein bißchen lärmend in die Geschichte hinein. Man zweifelt nicht daran, daß es wirklich ein Stück Brasilien ist, das uns hier klug, plastisch, amüsant vorgesetzt wird.

Auch Sabinos „Schwarzer Mittag“ können wir als einen bezeichnenden Gruß aus Brasilien auffassen. Hier geht es um einen Eduardo, dessen merkwürdige Kindheitserlebnisse wir kennenlernen, ehe er in der Hauptstadt Rio de Janeiro seinen eigenen Weg antritt. Einige übermütige Kerle werden seine Kumpane. Ihre Studentenstreiche sind tollste Höhepunkte jugendlichen Übermuts. Aber Eduardo wird ein Meisterschwimmer, versucht sich als Schriftsteller, dient bei der Kavallerie und kommt bei der Tochter eines Ministers, der hübschen Anto-nieta, in ein gutes Ehenest. Der Schwiegervater verschafft ihm eine Stelle als städtischer Beamter. Doch währt das friedliche Glück mit der Gattin nicht lange. Er führt wieder einen „ungeordneten Lebenswandel“; das Ehepaar beschließt die Scheidung. Antonieta wird in Europa einen Diplomaten heiraten. Von Einsamkeit und Ratlosigkeit niedergedrückt, sucht Eduardo seine einstigen Jugendfreunde auf. Aber sie alle haben festen“ Grund' unter den Füßen, leben mit Frau und Kindern in guter^ GemeIriscTiäft.,T!äTiärcto* wuT seine Kaserne und sein Regiment wiedersehen. Allein, das Kavallerieregiment ist seit Jahren motorisiert. Bei einem seiner alten Freunde, der Mönch geworden ist, findet er im Kloster kurze Rast.

Das alles wird sprunghaft erzählt; die Szenen gehen urplötzlich ineinander über; man erfährt nur nebenbei von Dingen, die sich inzwischen ereignet haben. Die Art, in der dieses an sich interessante Buch geschrieben ist, können wir als surrealistisch bezeichnen. Für uns wieder ein Blick in die Geisteshaltung der Literatur Brasiliens.

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