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Hermann Hesse in Kleinausgaben

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Prosa von Hesse: NARZISS UND GOLDMUND. Roman. Fischer-Bücherei. 330 Seiten. 3.60 DM. — DER BEICHTVATER. Ein Kapitel aus dem „Glasperlenspiel“. Furche-Bücherei. 47 Seiten. 2.80 DM. - TRAKTAT VOM STEPPENWOLF. Mit einem Nachwort von Beda A 11 e m a n n. Suhrkamp-Texte, 7. 43 Seiten. 1.60 DM. — DREI ERZÄHLUNGEN. Mit einem Nachwort von Max Rychner. Suhrkamp-Texte, . 60 Seiten. 1.60 DM.

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Prosa von Hesse: NARZISS UND GOLDMUND. Roman. Fischer-Bücherei. 330 Seiten. 3.60 DM. — DER BEICHTVATER. Ein Kapitel aus dem „Glasperlenspiel“. Furche-Bücherei. 47 Seiten. 2.80 DM. - TRAKTAT VOM STEPPENWOLF. Mit einem Nachwort von Beda A 11 e m a n n. Suhrkamp-Texte, 7. 43 Seiten. 1.60 DM. — DREI ERZÄHLUNGEN. Mit einem Nachwort von Max Rychner. Suhrkamp-Texte, . 60 Seiten. 1.60 DM.

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Der 1930 entstandene Roman „Narziss und Goldmund“ (in den darauffolgenden Jahren 1931 bis 1942 entstand das Hauptwerk „Das Glasperlenspiel“) steht durchaus typisch in Hesses Werk, entwicklungsmäßig gesehen, etwa eine Mittellage einnehmend. Wie fast alle dichterischen Äußerungen Hesses ist auch dieser Roman unter den Grundgedanken der Polarität gestellt, die ihren Ausdruck in den titelgebenden Antagonisten findet, die einander gegensätzlich gegenüberstehen, und zwar in einer Art von Gegensätzlichkeit, die tiefstes Aufein-anderangewiesensein bedeutet und damit nicht bloße Ergänzung, sondern jene spannungsvolle Gemeinsamkeit, die, letztlich, hier unter Relativierung der personalen Idee, erst das Ganze des Spektrums menschlicher Möglichkeiten darstellt. Ebenso wie im Gesamtwerk, dominiert die Suche nach der richtigen Weltschau, der Versuch der Einstimmung in Gesetzlichkeit und Harmonie von Natur, Gott, All. Was, beispielsweise im „Steppenwolf“ (dem davor entstandenen, gerade heute wieder bestürzend aktuellen Lebensdeutungsversuch) an kontrastierenden, lebenerweckenden Eigenschaften in die Brust eines Mannes gelegt ist, ist hier auf zwei Menschen verteilt und wird im „Glasperlenspiel“ von einem, die Gesamtheit der menschlichen Strebungen verkörpernden Kollektiv, übernommen.

Das dem „Glasperlenspiel“ entnommene selbständige Kapitel „Der Beichtvater“ enthält die Geschichte einer Beichte unter Büßern der frühen Christenheit und, in Gleichnissen, die zugleich funktionelles Leben sind, tiefe Weisheiten über allgemeine Aspekte des Beichtens, über seine fortwirkenden Kräfte, über Anfechtung und Angst, Stürzen und Wiederaufstehen. Und zwar ereignet es sich, daß zwei in der Einsamkeit lebende Eremiten von gänzlich verschiedenem Charakter ausziehen, sich gegenseitig zu beichten, gerade dann, als jeder der beiden am Sinn seines bisherigen Tuns und Lassens zweifeln muß.

Im „Traktat vom Steppenwolf“, einer Einschaltung im berühmten gleichnamigen Roman, dessen Gedankenführung und Problemstellung ganze Stöße moderner analytischer Literatur (und dazu in einer Sprache von dauernder Leuchtkraft) vorwegnimmt, ist eine Analyse der Analyse versucht und gleichzeitig dem Leser eine Anweisung zum Gebrauch der in dem Werk etablierten, komplizierten Persönlichkeitsstrukturen gegeben, wozu bei Hesse aucji jene Strukturen gehören, die er als überpersönlich, als transpersonal, betrachtet. Dieser Traktat ist der wohl kürzestgefaßte Schlüsseltext zu Hesses eigener Persönlichkeit wie zu seinem Gesamtwerk, der uns bekannt ist, soweit es die bis zu jenen Jahren voll entwickelten Aspekte betrifft. Die „Drei Erzählungen“, dem Spätwerk entstammend, sind wunderbar geschliffene und gedankentiefe Prosastücke, die man sich gerade in dieser Zusammenstellung auch in einer Liebhaberausgabe, zum eigenen Genuß wie als Geschenkbändchen, wünschen würde.

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