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Literarische Kostbarkeiten

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HEIMAT IN DER FREMDE. Erlebnisse und Erzählungen aus England. Von Käthe Braun-Prager. Mit einem Nachwort von Felix Braun, österreichische Verlagsanstalt, Wien. 99 Seiten. Leinen. S 58.—. DAS HIMMLISCHE KARTENHAUS. Gedichte, Prosa und Gedanken. Von Käthe Braun-Prager. Eingeleitet und ausgewählt von Johann Gu-nert. Verlag für Jugend und Volk, Wien. 80 Seiten. Kartoniert. S 49.—.

Die Gedichte und Erzählungen Käthe Braun-Pragers, die während des zweiten Weltkrieges in England entstanden sind, legen in dem vorliegenden Band unter dem Titel „Heimat in der Fremde“ Zeugnis vom Leid der Emigration ab, von einem Leid, das nicht zur Verbitterung und Verhärtung des Herzens geführt hat, vielmehr durch Glaube und Hoffnung, vor allem aber durch Liebe und Güte verklärt wurde. Die Aussagen der Dichterin strahlen soviel Wärme und Menschlichkeit aus, daß sie wie Christrosen im froststarrenden Winter den Sieg des Lichtes nach. Überwindung des Bösen verkünden. Und dieses im Innersten der Seele wurzelnde Vertrauen auf das Gute und Edle im Menschen verleiht den Schilderungen Käthe Pragers den Abglanz gelöster Heiterkeit, einen feinsinnigen Humor, der selbst anscheinend ausweglose Situationen gelassen und mutig zu meistern vermag. Dies gilt vor allem für die Erzählungen, die von Begegnungen mit ebenso schrulligen wie liebenswerten victorianischen Damen berichten, aber auch für die übrigen Geschichten wie „Puppenköpfe“ und „Augenblicke in England“. Derselbe Geist schenkt der Lyrik Käthe Braun-Pragers Tiefe und Klang. Die Gedichte „Köchin in der Fremde“, „Köchin in der Heimat“ und „Traum im Advent“ lassen in prägnanter Form Welten erstehen.

Auch Johann Gunert würdigt im Vorwort zu dem Werk „Das himmlische Kartenhaus“, das einen Uberblick über das künstlerische Wirken Käthe Braun-Pragers bietet, das Visionäre im Schaffen der Dichterin. Die Berufung zum Schöpferischen wurde für Käthe Braun-Prager, wie Gunert ausführt, zur Forderung, in „Demut“ das Aufgetragene auszuführen. Dadurch konnte Surreales erfahrbar und Anschauliches trans-zendiert werden. Auch als bildende Künstlerin vermochte Käthe Braun-Prager, dem Anruf über das Zeitbedingte hinaus gehorchend, diese Transformation ins Mystische bis in die letzten Konsequenzen durchzuführen. Von den Gedichten seien außer „Das himmlische Kartenhaus“ die Lieder „Dreifaltigkeitssonntag“, „Pfingsten im Zimmer“ und „Die Sense“ als charakteristisch für die verwandelnde Kraft der Lyrikerin Braun-Prager genannt; das gilt auch für die Geschichten „Auf einem Friedhof“, „Der Knabe mit der Rose“ und „Die Beichte des Schusters“. Literarische Kostbarkeiten sind die Übersetzungen aus dem Ägyptischen, Chinesischen und Altgälischen.

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