Madame Secretary erinnert sich

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Madeleine Albrights Autobiografie erlaubt Einblicke in ihr Privatleben und in die amerikanische Politik.

Das Leben, zitiert Forrest Gump seine Mutter, das Leben sei wie eine Pralinenschachtel: man wisse nie, was einen erwartet. Irgendwie scheint dieser Satz aus Hollywood auch auf die Lebensgeschichte von Madeleine Albright zu passen - auf die Tochter tschechoslowakischer Emigranten, die 1997 zur ersten Außenministerin der USA ernannt wurde. In ihrer Autobiographie, die im Original schlicht "Madame Se-cretary" heißt, legt Madeleine Albright nicht nur ihre Erinnerungen vor, sie gewährt auch Einblick in das Innere der amerikanischen Gesellschaft und der amerikanischen Politik.

Erinnerungen und Politik

Fast zwangsläufig hat sie darum zwei Bücher geschrieben. Und vielleicht wären es zwei Bände geworden, wenn sie sich nicht (wie es auf den ersten Seiten heißt) zu zahlreichen Kürzungen entschlossen hätte. Madeleine Albright erzählt aus der Sicht des Mädchens, der Ehefrau und Mutter um - manchmal im gleichen Satz - die Perspektive zu wechseln und über ihre Rolle als Frau zwischen Beruf und Familie zu reflektieren. Der Versuch, beiden Rollen gerecht zu werden, war in den 1960er Jahren, als sie zur berufstätigen Mutter wurde, von klaren Prinzipien bestimmt.

Absoluter Vorrang

So zitiert sie einen Arbeitskollegen ihres Ehemannes, der meinte, dass dessen Karriere selbstverständlich absoluten Vorrang hätte. Glücklicherweise, so Albright, sah ihr Mann das anders.

Er war der Märchenprinz, von dem auch das Mädchen Madeleine immer geträumt hatte. Und von dem sie lange glaubte, er würde ein Traum bleiben. Während ihrer Schulzeit, erzählt sie, habe sie mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt. Nicht nur, dass sie unheimlich ehrgeizig gewesen sei, sie habe vor allem nicht dem Schönheitsideal entsprochen. Sie war weniger schlank als ihre Klassenkolleginnen, was mitunter zu hässlichen Szenen geführt habe. Einmal, erinnert sich Albright, habe ihr sogar einer der begehrtesten Jungen der Schule den Hof gemacht. Aber nur, weil eine der "Schönheitsköniginnen" der Schule ihm dies zur Aufgabe gemacht habe.

Männerdomäne Beruf

Ihr Ehemann Joseph Albright war nicht die erste, aber es war wohl die große Liebe. (Allerdings ließ er sich 1983, nach fast 24 Ehejahren, wegen einer jüngeren Frau scheiden). Er war nicht nur der Sohn des bekannten Malers Ivan Albright, sondern hatte auch Harry Guggenheim, der nicht weniger bekannt aber viel reicher war, zum Onkel. Einen Karrieresprung bedeutete die Hochzeit nicht. Die berufliche Welt blieb weiterhin die "Domaine Reservee" der Männer. Zudem hatte Madeleine in ihrer neuen Familie keinen leichten Stand. Auch wenn sie aus einer "guten" Familie stammte - ihr Vater war vor seiner Flucht Diplomat und lehrte jetzt als Professor -, war sie doch mittellos. Und stand damit unter dem Generalverdacht, es nur auf das Geld ihres Mannes abgesehen zu haben.

Immer die Beste

Entscheidend beeinflusst hat Madeleine Albright ihre Karriere selbst. Schon als Mädchen hat sie versucht, immer die Beste zu sein (was sie nicht immer auch zur Beliebtesten gemacht habe, erinnert sie sich).

Auch nach der Geburt ihrer Kinder hat sie diesen Ehrgeiz nicht verloren. Im Gegenteil. Sie engagierte sich an der Schule, ist an die Universität gegangen, hat dort Kurse über die Sowjetunion belegt, ihren Doktor gemacht und Zbigniew Brzezinski kennen gelernt, den späteren Sicherheitsberater von US-Präsident Jimmy Carter. Und sie hat, quasi nebenbei, im Wahlkampfteam von Senator Edmund Muskie gearbeitet. Das und die Bekanntschaft mit Brzezinski brachten Albright ihren ersten Job im Stab eines Senators ein. Von da an ging es steil bergauf: Sie erhielt eine Professur an der Georgetown University Washington, 1992 den Posten der UN-Botschafterin der USA und schließlich das Amt der Außenministerin.

Was den kontinentalen Leser dabei überrascht, ist die selbstverständliche Verquickung von Bürgerengagement, Politik und Geld: ohne Geld läuft nichts - keine Schulveranstaltung und auch kein Wahlkampf. Was nebenbei einmal mehr den politischen Erfolg von Arnold Schwarzenegger erklärt: der Beziehungen und Geld hat.

Madame Secretary. Die Autobiographie

Von Madeleine K. Albright

C. Bertelsmann Verlag, München 2003 672 Seiten, geb., e 28,80

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