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Einsichten in Denken und Schreiben des slowenischen Dichters Edvard Kocbek.

Dichter und Denker, Partisan und Poet: Edvard Kocbek (1904-81) war nicht nur einer der bedeutendsten slowenischen Lyriker des 20. Jahrhunderts, sondern ein unverwechselbarer europäischer Intellektueller. Als Linkskatholik und Existenzialist war er Klerikalen wie Kommunisten gleichermaßen verdächtig. Ob letztere ihn instrumentalisiert haben, um die Katholiken für das Tito-Regime zu gewinnen, ist nicht klar; jedenfalls hat ihn sein Novellenband "Angst und Mut" 1952 für das Regime gefährlich gemacht - zehn Jahre musste er aus dem öffentlichen Leben verschwinden. Dass er 1976 im Gespräch mit Boris Pahor die Massaker der Kommunisten in Slowenien beim Namen nannte, hat er wohl nur durch die Intervention Heinrich Bölls überstanden. Sein Tagebuch von 1949 konnte erst 50 Jahre später postum veröffentlicht werden.

Nach dem Gehdichtband "Aschenglut" (1996) und "Kocbeks Lesebuch" (1997) ist nun endlich wieder ein deutschsprachiger Auswahlband zugänglich, der nicht nur einen Querschnitt vom ersten Lyrikband von 1934 bis zum postum 1991 erschienenen "Stein Fels" enthält, sondern auch Proben seiner Prosa, Essays und Tagebücher. Und Lev Detelas Einleitung ist ein faszinierendes Porträt dieses international orientierten Schriftstellers und Denkers, der einst auch dem internationalen Redaktionsbeirat der Wiener Zeitschrift "Neues Forum" angehörte.

"Die Todesgefahr ist der Beweis, / dass ich mächtiger bin als die Sicherheit", heißt es in dem "Brief nach Laibach" von 1977; doch Kocbek beherrscht auch die leisen Töne des Liebesgedichtes und findet einfache Worte für das Hineinhorchen in sich selbst: "Lausche dem Geschehen / in meinem Kopf, / etwas Stilles und Fröhliches / entsteht zwischen Kinn und Gehirn" - so beginnt das Gedicht "Das uralte Wunder". Allzu wenig ist von Edvard Kocbek auf Deutsch zugänglich - wenigstens das sollte man nicht verpassen.

LITERATUR UND ENGAGEMENT

Von Edvard Kocbek.

Hg. von Lev Detela und Peter Krische.

Verlag Kitab, Klagenfurt-Wien 2004, 207 Seiten, kart., e 18,-

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