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Ungewöhnlicher Visionär

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Edvard Kocbek wurde am 27. September 1904 geboren und verstarb 1981. Er war geistiger Organisator des modernen slowenischen literarischen und intellektuellen Diskurses. Im Jahre 1975 sagte Heinrich Roll über seine Bedeutung: „Im Europa des Widerstandes gibt es kaum Vergleichbares: Kocbek: Lyriker, Lehrer, fast Lehrmeister der katholischen slowenischen Jugend -brachte im Geiste eines Renouveau catholique das katholische Slowenien in die Widerstandskoalition ein.”

Kocbek, im Krieg enger Mitarbeiter Titos, gehörte dem ersten Nachkriegskabinett der jugoslawischen Regierung als Minister für Kultur und für Beziehungen zur Teilrepublik Slowenien an. Wegen seiner um Differenzierung bemühten unkonventionellen Kriegserzählungen „Angst und Mut” wurde er aus dem Amt entfernt. Er erhielt ein zehnjähriges Publikationsverbot. 1975 wurde er erneut verfolgt, als er auf'die 10.000 er-moderter Nichtkommunisten im Nachkriegsslowenien hinwies.

Die Erfahrung einer zerbrochenen Welt, in der das Menschliche oft zugrunde gegangen ist, wurde zum Ausgangspunkt dessen, was Kocbek literarisch in Prosa-, Lyrik- und Essayform oder philosophisch über das

Geheimnis des Seins geschrieben hat. In fundierten Essays stellte er dem slowenischen Leser Sören Kierkegaard, Graham Greene, Teilhard de Chardin oder Simone Weil vor.

Auch Österreich und Deutschland haben Kocbek zu danken, daß er die Gefahren, aber auch die Chancen der Nachbarschaft Sloweniens erkannt hat: „Zwischen dem deutschen Goliath und dem slowenischen David ist ein so furchtbar gefährlicher, aber zugleich heilbringender intimer Dialog der Geschichte und des Geistes, des Hasses und der Liebe entstanden, der unsere Nachbarschaft für immer bestimmt.”

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