Welches Buch fängt so an?

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"An einem Frühlingsabend des Jahres 1934 stieg ein Herr gesetzten Alters die steinernen Stufen hinunter, die von einer der Brücken über die Seine zu deren Ufern führen."

Der Mann ist wohlhabend und beginnt ein Gespräch mit einem der Clochards. Er bietet diesem viel Geld an und meint, der Clochard solle das Geld, wenn schon, dann in einer bestimmten Kirche zurückgeben. Der wohlhabende Mann ist offenbar bekehrt worden und hat selbst auch keinen Wohnsitz. Von nun an verfolgen wir das Leben des Clochards. Zunächst wendet sich alles zum Guten. Er trifft eine Jugendliebe wieder, vergnügt sich, wäscht sich, läßt sich die Haare schneiden, trifft einen ehemaligen Schulkameraden, findet Unterkunft und kurzfristig Arbeit. Aber bald stellt sich heraus, daß es ihm nicht gelingen will, das Geld in der Kirche abzuliefern, entweder, weil er zu wenig hat oder weil ihn jemand ablenkt. Als er wieder zu seinem alten Schlafplatz zurückkehrt, trifft er wieder den wohlhabenden Herrn, dieser drückt ihm erneut Geld in die Hand, ohne sich an ihn erinnern zu können. Der Held hat nichts Besseres zu tun, als mit einem windigen Bekannten trinken zu gehen. Da kommt ein kleines Mädchen, es trägt denselben Namen wie die Heilige, in deren Kirche er das Geld zurückbringen soll. Er wird sein Geld aber nicht los, sondern stirbt kurz darauf.

Auflösung Furche 29/98: Das Buch von Franz Kafka (1883 - 1924) ist 1926 erschienen, es war Kafkas letzter Roman und ist unvollendet. Seit vielen Jahren werden Auswüchse der Bürokratie gern als "kafkaesk" bezeichnet Kafkas Werke sind von ungeheurer Wirkung auf die gesamte Literatur, aber davon hat Herr Kafka ebensowenig wie seine Figur K. von einer postumen Berufung als Landvermesser ins Schloß ...

Das Schloß. Von Franz Kafka.

Fischer-Verlag, Frankfurt 1994. 416 Seiten. S 109,-.

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