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Aus dem Land der Rosen

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BULGARISCHE GESÄNGE. Anthologie bulgarischer Dichtung. Übertragen von Sawa U n- gerer-Manolova. Verlag Dr. Herp, München, 1964.

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BULGARISCHE GESÄNGE. Anthologie bulgarischer Dichtung. Übertragen von Sawa U n- gerer-Manolova. Verlag Dr. Herp, München, 1964.

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Die Geschichte des bulgarischen Volkes ist unter den Völkern der Christenheit eine der traurigsten. Viermal ist Bulgarien zur staatlichen Selbständigkeit, zur Höhe des Königtums, ja zu kaiserlichem Glanz aufgestiegen; viermal hat eine geschichtliche Katastrophe das Land überschwemmt. Noch vor hundert Jahren — als die benachbarten christlichen Länder längst eigene Staaten hatten — lebte Bulgarien als ein Volk amiaiphabetischer Bauern und Hirten; und als der Befreiungskrieg kam, endete auch dieser mit einer Enttäuschung der glänzendsten Hoffnungen. — Den österreichischen Leser verbindet mit Bulgarien das Andenken an die Waffenbrüderschaft im ersten Weltkrieg; dabei ist unvergessen, was die Slawen der Monarchie für den kulturellen Wiederaufstieg Bulgariens geleistet haben.

Grund genug, diese Auswahl in die Hand zu nehmen! Es ist auch unter diesen Umständen verständlich, daß von den wiedergegebenen Versen ein größerer Anteil politischpatriotischein Inhalt hat, als wir sonst bei einer dichterischen Blutenlese erwarten möchten. Es ist übrigens ganz gut, wenn der Leser etwas über die geschichtlichen Gefühle und Hoffnungen eines anderen Volkes erfährt.

Was die Sprache anbelanigt, wissen wir zwar nichts Rechtes mit der Behauptung der Übersetzerin anzufangen, die „eine gewisse innere Verwandtschaft beider Sprachen, selbst angesichts des so unterschiedlichen Satzbaus“ und der so durchaus anderen Vorgeschichte empfunden haben will. Wahr ist aber, daß ihre Version eine ungezwungene, flüssige, einprägsam skandierende Sprache bietet, und somit dem Zweck einer solchen Publikation durchaus entspricht.

Die beigegebenen Lebensläufe der Dichter — von neun zwei im Kriege gefallen, einer durch Selbstmord geendet, einer im Exil lebend — beleuchten die düstere Geschichte des schönen Landes, dessen Volk auch heute nichts von seinem Stolz aufgegeben hat.

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