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Ein Wort zu Maria Theresia

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DAS GLÜCK DER MARIA THERESIA. Von Friedrich Heer. Herold-Verlag, Wien-München, 1966. 96 Seiten, S 75.-.

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DAS GLÜCK DER MARIA THERESIA. Von Friedrich Heer. Herold-Verlag, Wien-München, 1966. 96 Seiten, S 75.-.

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In einer Zeit höchster politischer Wirren, des intrigenreichen Ränkespiels verbündeter Mächte, die sich ballen zum Todesstoß gegen Habsburg, an der Spitze Friedrich II. mit seinem wohlorganisierten, in preußischem Drill geschulten Heer, sagt eine Frau die schlichten Worte: Der größte Ansporn ist das Vertrauen; wo das fehlt, fehlt alles.

Die Frau ist Maria Theresia, mit 23 Jahren Kaiserin von Österreich, Regentin eines Riesenreiches, das dennoch unter dem Ansturm der Feinde zu zerbrechen droht.

Ihr widmet Friedrich Heer dieses kleine Es ay, das vielleicht gerade aus dem unruhigen Flackern der Intuitionen, der Spontanität der Einfälle, der Sprache und Satzbau oft. nur mühsam zu foleen vermöeen.

jene Zündkraft bezieht, die die Prosa Friedrich Heers auszeichnet.

Da reihen sich Gedanken aneinander, scheinbar ohne Ordnung und doch leitmotivisch verknüpft durch dieses einzige Wort, in dem sich dem Autor in nuce zu offenbaren scheint, was diese Frau ihrer Zeit zu geben vermochte und worin sie groß war: das Glück.

Es bestimmt Ouvertüre und Abgesang dieses Lebens und die seltenen Augenblicke seiner Dauer. Es ist ebenso das Glück der jugendlichen Braut wie das Glück der Sterbenden, die in der sachlichen Demut der Wissenden ihre letzten Verfügungen trifft, es ist das Glück der Völkermutter, wie das Glück der Mutter von 16 Kindern und nicht zuletzt das Glück der Gattin, die nach dem Tod ihres Gatten die Trauer nicht mehr ablegt und in ihrem Notizbuch auf die Sekunde genau nachrechnet, wie lange sie mit ihrem Gatten glücklich gewesen.

Damit vindizięrt Heer dem Wort Glück eine spezifische Bedeutung. Es wird zum Symbol für die „Maria Theresianische Mutterwelt“, der die schützende Kraft des Bewahrens zu eigen, das Lebensspendende, dem Heer den männlichen Pol, das Preußen Friedrichs II., gegenüberstellt, dessen Gesetz Zerstörung ist.

Viele dieser Gedanken werden den Leser, dessen Geschichtsbild nur allzuoft zusammengesetzt ist aus trockenem Schulwissen, erstarrten Klischees oder seltsamen Mystifizierungen, mitreißen, und damit zu einem innigeren Verständnis dieser für Österreichs Geschichte so wichtigen Epoche führen.

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