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Hörspiele und Übertragungen

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Das sommerliche, stark auf Unterhaltung gestimmte Programm des Rundfunks erhielt durch die Übertragung der Salzburger Festspiele und durch Wiedergaben von Opern und Konzerten (besonders durch die Ravag)

Auftrieb. Im übrigen Programm gab es leider auch die saisonbedingten Stumpfsinnigkeiten. Die Hörspiele hatten teilweise Niveau.

Die Ravag brachte aus Graz Ed. Reinachers „Der Narr mit der Hacke", ein japanisches Spiel um den Samurai Doin, der vor 40 Jahren im Streit einen Ritter erschlug und nun als Mönch büßend mit der Hacke durch den steilen Granitberg einen Gang schlägt; da findet ihn der Rächer, beugt sich aber vor dem Werk des Mönches. Dieses ausgezeichnete Stück wurde durch opernhafte und wenig funkische Bearbeitung zu sehr gedehnt und verlor an Substanz. Demgegenüber zeigte das Funkstudio „Zwischen den hohen Häusern' von Edwin Zbonek die Hand des Routiniers. Von den kleinen Tragödien, die hinter jedem einzelnen Menschen stehen und an Hand von drei Zeitungsnotizen aufgezeigt wurden, war allerdings nur wenig spürbar; einzig das junge Ehepaar, das ein liebge wordenes Ferienkind aus dem italienischen Überschwemmungsgebiet wieder verliert, rührte an, dagegen stellen der Catcher, den sein Mädchen wegen seines Berufes verläßt, und der Festarrangeur, der für seine Schönheits konkurrenz keine Bewerberinnen findet, die noch nicht prämiiert sind, eher Grotesken, aber keine Schicksale dar. Das Ganze atmet den Geist der moral- und sozialkritischen Epoche der zwanziger Jahre (gemäß dem Motto von Jura Soyfer) und war wenig studiohaft. Ähnliches zeigte Fritz Eckarts „Nachtexpreß“ (Rot-Weiß-Rot), das extreme Schicksale in den einzelnen Abteilen eines Nachtexpreß auf blendete; die Aufführung war flott und lebendig. — Sehr gut war die Bearbeitung des berühmten Romans „Gott braucht Menschen", die Darstellung wurde jedoch dem Stoff nicht ganz gerecht. — Die Reportage hinter den Kulissen der Salzburger Festspiele der Reihe „Entdeckungsfahrt durch Österreich" zeichnete sich durch besondere Langweile und Banalität aus — ist das nach dem ausgezeichneten Beginn notwendig?

Schließlich sei noch auf die ausgezeichneten Übertragungen der Olympiade aus Helsinki hingewiesen, die ein wirklich anschauliches Bild von den Vorgängen vermittelten und abwechslungsreich, präzise und für die knappen Sendezeiten umfassend waren.

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