Gemäß der Programmvorschau der österreichischen Sender ist für Weihnachten und die darauffolgenden Monate ein erheblicher Aufschwung des Rundfunkprogramms zu erwarten. Dies ist um so erfreulicher, als die letzten Wochen nicht viel Bedeutendes brachten.Der 90. Geburtstag von Gerhart Hauptmann fand in den Programmen starke Beachtung. „Rot-Weiß-Rot" brachte eine sehr gute Aufführung von „Dorothea Angermann" in einer rundfunkdramatisch bemerkenswerten Bearbeitung. Ravag wählte — nicht sehr glücklich — „Die versunkene Glocke , deren einstens revolutionäre Geistigkeit heute nur
Wer Gelegenheit hat, laufend die Neuerscheinungen in der dramatischen Literatur zu verfolgen, wird eine erstaunliche Häufung religiöser Themen und Probleme feststellen können. Diese werden durchaus nicht immer vom Standpunkt des Gläubigen aus behandelt: auch skeptische oder konfessionell nicht gebundene Autoren gestalten religiöse Stoffe oder Fragen der Gläubigkeit, der Sündigkeit, der rejigiösen Existenz. Es zeigt 6ich daran, daß diese Probleme so dringlich und akut sind, daß keiner, der 6ich mit seiner Zeit ausein- andersfetzen will, daran vorübergehen kann.Diese Situation fand im
Es ist zwar bekannt, wird aber oft zu wenig in Rechnung gestellt, daß die Programmgestaltung im Rundfunk unter allen kulturellen Institutionen wahrscheinlich die schwierigste ist Unter diesem Aspekt gesehen, läuft die Saison der Sender Rot-Weiß-Rot und Ravag vielversprechend an, beide prägen immer mehr ihre persönliche Note: und wenn man sich allgemein für die kommende Zeit etwas wünschen darf, so wäre es etwa dies: weniger Konservativismus bei der Ravag (die es durch die Zensur allein organisatorisch schon schwer hat) und größere Sorgfalt in der Gestaltung bei Rot-Weiß-Rot. Beiden
Die religiösen Festtage, die dem ganzen Land ihren Stempel aufdrückten, bestimmten auch weitgehend das Programm des Rund- funks. Fast alle Ereignisse des Katholikentages wurden übertragen, wobei die Reportagen teilweise sehr gut und würdig, teilweise leider auch zu pathetisch oder ohne Schwung und Tempo waren. Im übrigen aber war das literarische urid musikalische Programm sinnvoll abgestimmt und von künstlerischem und geistigem Niveau.Die Ravag eröffnete mit Rudolf Henz' „Der übermalte Gott“: in einer Abtei wird ein Fresko abgehoben, unter dem sich ein frühes Bild Gottes befinden
Das sommerliche, stark auf Unterhaltung gestimmte Programm des Rundfunks erhielt durch die Übertragung der Salzburger Festspiele und durch Wiedergaben von Opern und Konzerten (besonders durch die Ravag)Auftrieb. Im übrigen Programm gab es leider auch die saisonbedingten Stumpfsinnigkeiten. Die Hörspiele hatten teilweise Niveau.Die Ravag brachte aus Graz Ed. Reinachers „Der Narr mit der Hacke", ein japanisches Spiel um den Samurai Doin, der vor 40 Jahren im Streit einen Ritter erschlug und nun als Mönch büßend mit der Hacke durch den steilen Granitberg einen Gang schlägt; da findet ihn
Die Lösung der Probleme, die durch den Einbruch der Technik in die künstlerische Arbeit entstanden, sind noch lange nicht abgeschlossen — ja es scheint, als ob sie eben erst und ständig verzögert und immer wieder neu begonnen worden sind. Diese Verzögerungen entstehen durch den rasanten technischen Fortschritt, der die Probleme, kaum daß man begonnen hat, sie zu lösen, erweitert und vertieft. Photographie und Film haben uns das deutlich gezeigt.Eine ähnliche Entwicklung ist beim Rundfunk zu beobachten. Mit dem Ausbau eines Rundfunknetzes, das ein ständiges Programm notwendig machte,
Das Hauptgewicht der letzten Wochen lag erstaunlich unsommerlich — auf den Wortsendungen, die auch beachtliches Niveau aufwiesen; zusammenhängend damit macht sich auch das Fehlen sommerlicher Nichtigkeiten angenehm bemerkar. Einzig M. Pontes „Der Traum“ (Ravag) versuchte, die obskure Frage einer Verbindung mit Verstorbenen im Traum ernsthaft aufzurollen, ergab aber nur ein albernes, rundfunkmäßig hilfloses und schlecht gebrachtes Hörtheater. Der gleiche Sender bescherte dafür eine selten vorzügliche Sendung des „Taschentheaters von Jean Cocteau, eine Sammlung kleiner Kunstwerke,
Das Hauptgewicht lag während der letzten Wochen — infolge mehrerer Übertragungen der Wiener und Salzburger Musikfestkonzerte — auf musikalischen Sendungen (abgesehen von dem ausgezeichneten Na ht6tudio .Literarische Kuriosa“ vpn RWR)- Cäsar Bresgens .Der Igel als Bräutigam“, gleich reizvoll für Erwachsene mit Phantasie, Humor und Naivität wie für Kinder, sendete RWR in einer sehr guten Aufführung. Ist das Werk auch von Anregungen verschiedener anderer Komponisten, besonders von Carl Qrff und Kurt Weil!, nicht frei, besitzt es doch einen sehr originalen und originellen
Zu einer Zeit, in der die meisten Menschen erst Urlaubspläne wälzen,’ beginnt im Rundfunk 6thon die Sommerzeit. So brachten die die letzten Wochen schon einen Vorgeschmack, unterbrochen durch einzelne Wiedergaben von Ereignissen der . Wiener . Festwochen — wobei es seltsamerweise auch blieb: weder Radio Wien noch Studio Wien des Senders Rot-Weiß-Rot beteiligten sich mit eigenen Produktionen an den Festwochen.Wirklich bemerkenswert war Raimund Bergers „Ballade vom nackten Mann“ (Rot-Weiß-Roi), ein überrealistisches Hörspiel um die Armut des Menschen, nicht neu in Thema und
Die letzten Wochen weißen eine überraschende Zahl von Experimenten und mutigen Neuaufführungen auf, die fast alle erstaunlich gut gelungen sind.Und es erweist 6ich auch, daß der Mut zum Experiment weiten Anklang findet. Obwohl Hörer meist nur dann schreiben, wenn ihnen etwas nicht gefält, waren die zustimmenden Briefe zur Aufführung von Kafkas .Der Prozeß“ (Ravag) ln der Dramatisierung von Andrė Gide und J. L. Barrault so zahlreich, daß die Aufführung wiederholt werden mußte. Die dichterisch und dramaturgisch vorzügliche Bühnenbearbeitung war von Dr. H. Nüchtern ausgezeichnet
Die vergangene Faschingszeit wurde auch vom Rundfunk in heiteren Sendungen gefeiert. Es erwies sich dabei, daß auch der Rundfunk der chronischen Humorlosigkeit der modernen Künste nicht entgehen kann. (Der Mangel an Komödien und auch an wirklichen fdomikern, nicht Possenreißern, ist bekannt, Schwank scheint eine aussterbende Stüdegattung zu werden, Bücher wie „Don Camillo und Peppone“ sind Oasen in der Wüste.) Klamauk, „G'schpaß und Stimmungs- reißerei sind manchmal lustig, selten humorvoll, fast nie ungezwungen, und können das Fehlen einer wirklich aus-gelassenen Stimmung oder
Genügt ein außergewöhnliches Ereignis pro Sender innerhalb von drei Wochen? Es muß wieder gesagt werden: Der Rundfunk hat nicht nur die Aufgabe, als kommerzielles Unterhaltungsunternehmen seine Kunden mit bewährt Gutem, Sicherem zufrieden zu stellen, sondern auch als Kulturinstitution Besonderes, Unerprobte6, eben Außergewöhnliches zu bringen, Mut zu haben, sich ein (nicht einen!) Verdienst zu erwerben. Und dafür ist eine einzige Sendung für drei Wochen zu wenig.Diese eine Sendung war bei Ravag „Wien 2074 von Dr. Viktor Suchy nach dem Buch von Hermann Gohde „Der achte Tag“ in
Das Rundfunkprogramm der letzten Wochen weist keinerlei Sensationen auf. Die moderne Dichtung wurde meist auf Nachtstudiozeiten verwiesen, das Abendprogramm brachte gängige, risikolose Sendungen mit gutem Niveau. Dagegen verdienen besonders zwei Sendungen Beachtung — eine energische Fortsetzung dieser Linie wäre sehr zu begrüßen. Rot-Weiß-Rot brachte (leider als Nachtstudio) Ritter Blaubarts letzte Liebe" von Jules Supervielle in einer sehr guten Rundfunkbearbeitung, eine entzückende, tiefsinnige Märchenkomödie zwischen Blaubart und Dornröschen, in einer sehr guten Aufführung, fern
Genau wie über den Film geht auch über den Rundfunk die Diskussion, ob er al6 Kunst, Unterhaltung oder Kunstgewerbe zu werten sei, und die heute schon verhängnisvolle Trennung der Begriffe Kunst und Unterhaltung — diese (im Extrem) als ästhetischgeistiges Erlebnis intellektualisierender Eso-teriker, jene als platte Circense6 geistig steckengebliebener Phäaken — wird darin deutlich sichtbar. Es scheint eine der wesentlichsten Aufgaben des Rundfunks im öffentlichen Leben zu sein, diese Kluft zu überbrücken, ohne einem der beiden Faktoren Abbruch zu tun.Die letzten Wochen brachten
Die Entwicklung, die die Kunst unserer Tage nimmt, weist heute schon deutlich erkennbare Bezüge zum Kultischen auf; es vollzieht sich also eine Wandlung aus den Krisen der letzten Jahrzehnte zum Religiösen hin, und dies auf dem gesamten Gebiet der Kunst, sowohl in der Form wie auch in der Themenwahl. Von hier aus ergibt sich die Möglichkeit eines christlichen Theaters, dessen Aufgabe es ist, diese schwebenden Tendenzen aus anonymen Ansätzen in christliche Bahnen zu lenken. Das Theater begibt sich dabei — so seltsam es klingen mag — auf Neuland, denn was seit der Mitte des 19.