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Osborne in Vorarlberg

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In einem Vorwort zu seinem Stück „Bltcfc zurück im Zorn“ spricht John Osborne selbst davon, daß dieses viele schockiert und verärgert, andere dagegen begeistert habe. Es war von vornherein ein großes Wagnis, dieses Theaterstück in drei Akten (in der deutschen Fassung von Hans Sahl) zur Aufführung zu bringen, gilt das Vorarlberger Publikum und speziell das Bregenzer Publikum doch eher aus konservativ. Dem Landestheater für Vorarlberg gelang aber ein derart packender Abend, daß jener Einwand zum Verstummen gebracht wurde. Osbornes Anklage gegen die Welt, in der er leben muß, gegen die Gesellschaft und ihre verlogene Konvention — dabei geht es natürlich nicht ohne Zynismus und Kraftausdrücke ab — ist ja so populär geworden, daß man ihn kurzerhand zum „zornigen jungen Mann“ abstempelte. Eine übrigens nicht schlechte Bezeichnung, die zumindest auf das Stück selbst zutrifft, auch wenn der Autor zu sehr dem Selbstmitleid verhaftet ist. Dies alles brachte Alex Freihart, der vorzügliche Regisseur, in seiner Inszenierung richtig zur Geltung, unterstützt von den milieugerechten Bühnenbildern Karl Weingärtners und den passenden Kostümen Elisabeth Gaissers. Die Rolle des Jimmy Porter scheint Harald Harth a. G. auf den Leib geschrieben zu sein. Sein Spiel wirkt echt, fein nuanciert; Unausgeglichenheit, Zerrissenheit, Verzweiflung und die Sehnsucht nach einem besseren Leben: das alles wird durch ihn zu mitreißendem Theater. Da wird auch seine Zuneigung zu dem „passiven Helden“ Cliff — diesmal von Herwig Wurzer ausgezeichnet verkörpert — verständlich. Die leidende Alison fand in Gerda Zangger eine Interpretin, der das Mitleid der Zuschauer gehört; die unproblematische, aber dennoch unterlegene Helena war bei Edith Bussmann in besten Händen. Robert Marencke verlieh dem Colonel Profil.

Das Stück selbst, in dem Tbsen-und Brechf-Anklänge nicht zu überhören sind — auch wenn es der Autor vielleicht selbst nicht wahrhaben will — fand geteilte Aufnahme: der Jugend gefiel es.

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