Die Rebläuse sind los

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"Herzausreißer" räumt mit einigen Klischees rund um das Wienerlied auf und sucht dessen Neuinterpretation.

Volksmusik hat es in der Stadt schwer, besonders in Wien. Heurigenseligkeit, Larmoyanz, Chauvinismus: Diese Zuschreibungen wird die traditionelle Wiener Volksmusik nicht los. Sogar Roland Neuwirth, Walther Soyka oder Klemens Lendl vom Duo "Die Strottern" bekennen, dass sie ursprünglich nichts mit dem Wienerlied am Hut gehabt hätten. Und dennoch haben sie alle zur traditionellen Wiener Volksmusik gefunden, wie sie in dem Dokumentarfilm "Herzausreißer" erzählen, der sich den zeitgenössischen Interpreten des Wienerliedes abseits klassischer Schrammelmusik widmet. Regisseurin Karin Berger zeigt in ihrem wunderbaren, uneitlen Film, wie sich die Protagonisten des "neuen Wienerliedes" das weithin gering geschätzte Genre angeeignet haben.

Er sei immer ein Blues-Fan gewesen, erzählt Roland Neuwirth, der einst mit seinen Extremschrammeln Rock und Wienerlied fusionierte, doch eines Tages habe er zur Kenntnis nehmen müssen, nicht in Chicago, sondern in Wien geboren zu sein. Karl Hodina, Komponist moderner Wienerlied-Klassiker wie "Herrgott aus Stan" oder "I lassert Kirschen für di wachsen" schildert seinen persönlichen Ausgangspunkt: In Brasilien oder in den USA referiere zeitgenössische Musik ganz selbstverständlich auf die jeweilige traditionelle Musik - warum nicht auch in Österreich? Hodina war es, der in den 1970er Jahren dezent Elemente des Jazz ins Wienerlied einbrachte und so eine Renaissance einläutete. Zuvor hatten schon H. C. Artmann und Helmut Qualtinger ans traditionelle Wienerlied angeknüpft. Vielleicht waren doch mehr Menschen als angenommen im früheren Leben eine Reblaus.

HERZAUSREISSER - Neues vom Wienerlied

Ö 2008. Regie: Karin Berger. Mit K. Hodina, R. Neuwirth, D. Windhager, O. Aichinger. Verleih: Polyfilm. 85 Min.

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