Film & TV - entzaubert

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Im Technischen Museum Wien zeigt eine Ausstellung die Entwicklung von Fernsehen und Film.

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Im Technischen Museum Wien zeigt eine Ausstellung die Entwicklung von Fernsehen und Film.

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Zum einen ist diese Ausstellung die Entzauberung des Kinos und des Fernsehens, zum anderen wird das Thema durch den Blick hinter die Kulissen für die Besucher komplexer und mitunter auch komplizierter", meint Otmar Moritsch vom Technischen Museum Wien. Seit Ende März kann man hier einen Blick "Behind the Screen", also hinter die Leinwand, werfen und sehen was sich hinter den Szenen der Film- und Fernsehindustrie abspielt.

Die Schau erklärt jene wissenschaftlichen Erkenntnisse, die Bilder zum Laufen brachten, indem sie Besuchern die Handhabe einer Vielzahl von Exponaten ermöglicht - vom optischen Spielzeug aus den Gesellschaftssalons des 19. Jahrhunderts, von der "Laterna Magica" über die ersten Film- und Fernsehkameras bis hin zu den neuesten digitalen Geräten.

Die Wanderausstellung des New Yorker "Museum of the Moving Image" war zuletzt in Stockholm zu sehen. Nach Wien geht es weiter nach San Francisco. Moritsch: "Der große Vorteil dieser Ausstellung ist, daß sie absolut multimedial präsentiert wird. Man kann wirklich in die Welt des Filmschaffens eindringen und alle technischen Aspekte selbst erforschen."

Tatsächlich kann der Besucher an hochmodernen Flach-Bildschirmen erfahren, wie Kameras funktionieren und wie etwa ein Fernsehregisseur im Regieraum binnen weniger Sekunden Entscheidungen darüber trifft, welches Bild bei einem live übertragenen Baseballspiel "on air" geht. Die Grundprinzipien der Scheinbewegung von "bewegten" Bildern, vom mechanischen und elektronischen Schnitt bis hin zur Computeranimation werden erklärt. Berühmte Beispiele aus dem Hollywood-Kino wie "Titanic", "Terminator 2" und "Jurassic Park" aber auch Alfred Hitchcocks "Vertigo", der erste Film, der mit Hilfe von Tricks aus einem "Computer" entstand, illustrieren die Schau. So kann selbst ausprobiert werden, welche Schwierigkeiten sich auftun, wenn ein fürs Kino produzierter Breitwandfilm auf das gängige 4:3-Format des Fernsehbildschirms adaptiert werden soll. Der Besucher kann selbst den Bildausschnitt wählen, der im TV zu sehen sein soll.

Multimedia-Workstations erklären, wie James Cameron die Titanic hat sinken lassen und wie es amerikanische Werbeprofis schafften, ein Baby digital durchs Kinderzimmer tanzen zu lassen. Den neuesten digitalen Effekten aus Hollywoods Trickstudios ist breiter Raum gewidmet. "Die einzelnen Aspekte sind qualitativ hochwertig aufgeschlüsselt", freut sich Moritsch.

In audiovisuellen Kabinen wird erklärt, wie Spezialeffekt-Sequenzen zustande kommen. Stop-Motion-Animation, die Kombination von Live- und Archivaufnahmen in "Forrest Gump" oder exakt wiederholbare Kamerabewegungen in "True Lies" entzaubern den Mythos vom bewegten Bild.

Ein großer Teil der Ausstellung befaßt sich mit Film- und Fernsehton. Filmszenen können mit verschiedenen Musikstücken unterlegt werden, um zu zeigen, daß unterschiedliche Musik einer Szene völlig unterschiedliche Bedeutung zukommen lassen kann. Auch Toneffekte wie brechendes Glas können in die Filmszenen eingebaut werden: "Der Ton macht 50 Prozent des Filmvergnügens aus".

Wer schon immer einmal einem Schauspieler seine Stimme leihen wollte, ist bei "Behind the Screen" auch richtig: Szenen aus "Der Zauberer von Oz" oder "Taxi Driver" können in Sprecherkabinen mit der eigenen Stimme nachsynchronisiert und gleich gehört werden. Dabei verwenden die Besucher die selben Methoden wie professionelle Sprecher. Auf Animationstischen können die Besucher schließlich auch noch ihren eigenen Zeichentrickfilm herstellen und anschauen. Ergänzt wird die Schau durch die Ausstellung früher Fernsehkameras sowie von modernsten hochauflösenden HTDV-Kameras. Moritsch: "Das Technische Museum will ab 2001 seine Sammlung in Richtung Film und TV erweitern. Der Bereich Information und Kommunikation soll Teil der Dauerausstellung werden".

Bis 30. Juni im Technischen Museum Wien. Informationen unter 01/89998-6000 oder www.tmw.ac.at

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