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Das Technische Museum expandiert kräftig und eröffnet Anfang März auf 2.500 Quadratmetern die Dauerausstellung "medien.welten".

Dass ein klassischer Hochofen für das Technische Museum Wien (TMW) zu wenig Anziehungskraft für Besuchermassen hat, das haben die zuständigen Herrschaften schon vor längerer Zeit erkannt. Deshalb ist im TMW seit dem Generalumbau 1999 etwa ein Fernsehstudio oder auch ein Computertomograf ausgestellt. Jetzt expandiert das Museum (zuletzt 380.000 Besucher pro Jahr) kräftig weiter und wendet sich erstmals auch dem Medienzeitalter zu. Am 8. März wird dort nämlich die Dauerausstellung medien.welten eröffnet, die sich auf 2500 Quadratmetern der Mediengeschichte und -technologie widmet. Vielerorts sind Medien die stets vernachlässigten Museumsobjekte. Das will das TMW ändern. "Wir haben bei einer groß angelegten Publikumsbefragung festgestellt, dass es den Besuchern am meisten an Ausstellungen über Kommunikation und Information fehlt", erklärt Gabriele Zuna-Kratky, Direktorin des TMW, die Motivation, die hinter dem ehrgeizigen Unterfangen steht.

Hauptsache interaktiv

Wie ehrgeizig die Schau ist, beweisen die Kosten: "Die medien. welten sind unser bislang teuerster Ausstellungsbereich. Die Kosten belaufen sich auf sieben Millionen Euro", sagt Zuna-Kratky. Das Geld soll zur Hälfte aus Partnerschaften kommen, weil "Geld aus der Wirtschaft viel leichter aufzutreiben ist, wenn man ein ausgegliederter Bundesbetrieb ist, der eine Gewinn- und Verlustrechnung schreibt und unternehmerisch agiert". Mittlerweile hat man potente Partner gewinnen können, darunter Kapsch, die Telekom Austria, den ORF und den Digi-Projektor-Spezialisten Barco Systems. Die Mittel über Dritte aufzutreiben sei auch deshalb notwendig, "weil der Bund die Brötchen halbiert, und wir uns die Butter darauf dazu verdienen müssen", meint Zuna-Kratky.

Dass die Butter auch üppig genug aufgetragen werden kann, dafür will Projektleiter Otmar Moritsch sorgen: "Wir machen kein Don't-Touch-Museum. Alles hier wird interaktiv sein. Ein Museum soll nicht nur Altes zeigen, sondern auch dynamisch auf aktuelle Technologien reagieren".

Und so beginnt die groß angelegte Schau bei Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, erzählt von der Entstehung des Postwesens und den ersten Lochkartenmaschinen für Volkszählungen, dem Telegrafen von Morse, von den ersten Tonaufzeichnungen, der Erfindung des Kinos, bis hin zu Tageszeitung, Telefon, Fernsehen, Computer und Internet. Der Querschnitt umfasst zwei Kernbereiche: Die Übermittlungs- und die Speichermedien.

"Wir haben viele Objekte, die 100 Jahre und älter sind", berichtet Moritsch. "Doch das wäre heute zu wenig für ein Museum. Denn wir wollen die medien.welten für die Besucher erfahrbar und erlebbar machen." Zum Einsatz kommt daher eine wahre Flut an neuester Digitaltechnik: Stichwort Multimedia und "virtueller Raum". Mittels einer interaktiven Smartcard soll jeder Besucher seinen Museumstrip individuell gestalten können. Auf Touch-Screens mit über 500 multimedialen Seiten können Informationen zu den Objekten abgerufen werden. Auf der Galerie des TMW bieten zwei interaktive Großbildprojektionen den Besuchern die Möglichkeit, durch die Welt des Internet zu reisen. Aktuelle Medien aus aller Welt können via Laserpointer abgerufen werden, dazu zählen auch Webcam-Bilder, Radio- und Fernsehsendungen. Eine weitere Installation soll in analoger Weise Inhalte aus digitalen Archiven erschließen: Mittels Laserstab soll auf einer rotierenden Weltkugel ein Ort auf der Welt ausgewählt werden, von wo dann das mediale Angebot des betreffenden Ortes abgerufen werden kann.

Real wird virtuell & vice versa

"Die Besucher können erstmals auch nach ihrem Museumsbesuch mit den gebotenen Inhalten in Kontakt bleiben", erklärt Otmar Moritsch. Via Internet soll eine langfristige Anbindung der Besucher ans Museum gesichert werden. Die in der Ausstellung verfolgte Linie kann auch nach dem Besuch verfolgt werden: Die Verschmelzung von realem und virtuellem Ausstellungsraum. "Die Urform der Kommunikation ist jedoch das Gespräch zwischen Menschen", weiß Moritsch, weshalb das Projekt medien.welten laufend mit Vorträgen, Workshops und Podiumsdiskussionen vor Ort ergänzt werden soll.

Dass die Schau nicht eine simple Wiedergabe der Mediengeschichte ist, verspricht der Projektleiter auch: "Der gläserne Mensch, also die Kehrseite der medialen Entwicklung, wird in der Ausstellung ebenso ausführlich thematisiert".

Nach der Eröffnung der medien.welten wird der gute alte Hochofen also noch mehr Konkurrenz im eigenen Haus bekommen.

Mehr im Internet: www.technischesmuseum.at

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