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Mattes Sportstück

Es ist das Jahr 1913 und Francis Quiment schreibt bei den US Open Sportgeschichte: Der Amateurgolfer schafft es - mit einem zehnjährigen Caddie, festem Willen und der nötigen Portion Glück - ins Finale, wo er gegen sein Idol, den amtierenden Weltmeister Harry Vardon, antritt. Bill Paxton inszeniert ein 'sportliches" Gesellschaftsdrama nach einer wahren Begebenheit, scheint sich jedoch nicht ganz im Klaren zu sein, wie er dies umsetzen möchte: Einsatz von Comics im Vorspann sowie wilde Zooms und digitale Kniffe während des großen Turniers wollen nicht recht zur Optik passen, mit welcher die Zeitreise ansonsten ausstaffiert ist.

Eine Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Story wird hier erzählt: Francis überwindet Klassenunterschiede, dem Vater und der Elite zum Trotz. Dennoch bleibt der Protagonist eine fade, farblose Figur, und dass der Ausgang der Story sonnenklar ist, fördert den Spannungsaufbau nicht unbedingt. 'Du kannst alles erreichen, wenn du es nur wirklich willst!" tönt es von der Leinwand. Ob Paxton tatsächlich keine Innovation wollte oder ob er es lediglich nicht geschafft hat, sei dahin gestellt.

Nicole Albiez

DAS GRÖSSTE SPIEL SEINES LEBENS

The Greatest Game Ever Played

USA 2005. Regie: Bill Paxton.

Mit Shia LeBeouf, Stephen Dillane, Elias Koteas. Verleih: Buena Vista. 120 Min.

Wahnsinniges Genie

Mit 'Proof" beweist Regisseur John Madden gleich zweierlei: Erstens, wie nahe Genie und Wahnsinn beieinander liegen, und zweitens, dass der Stoff eines erfolgreichen Broadway-Stücks plus einem Aufgebot an beliebten Leinwandgrößen noch kein Garant für einen gelungenen Kinofilm sind. Wofür der US-Bühnendramatiker David Auburn 2001 den Pulitzerpreis einheimste, daran ist Madden mit seiner gleichnamigen Verfilmung gescheitert: Mit zu vielen Inhalten beladen, verliert er sich in langen Dialogszenen und monotonen Kameraeinstellungen. Einzig die Rückblenden auf das Zusammenleben der Protagonistin Catherine (Gwyneth Paltrow) mit ihrem demenzkranken Vater - einem brillanten Professor, der bis zu seinem Tod an einem bahnbrechenden mathematischen Beweis gearbeitet hat - lösen die szenische Aneinanderreihung der Ereignisse auf.

Was für den Kinobesucher von 'Proof" übrig bleibt, ist ein überemotional gesponnenes Beziehungsdrama, in dem eine junge Frau gegen ihre unbewältigten Ängste kämpft - und letztlich die Frage: Hat Catherine die Genialität oder den Wahnwitz ihres Vaters geerbt? Jürgen Belko

DER BEWEIS - The Proof

USA 2005. Regie: John Madden. Mit Gwyneth Paltrow, Anthony Hopkins,

Jake Gyllenhaal. Verleih: Buena Vista. 100 Min.

Versklavter Blues

Martin Scorsese, Initiator der siebenteiligen Hommage an den Blues, die derzeit im Wiener Burgkino gezeigt wird, begleitet in 'Feel like Going Home" ebenso einfühlsam wie zurückhaltend den jungen Blueser Corey Harris auf seiner Reise zu lebenden Legenden (Sam Carr, Willie King ...) und den Wurzeln des Blues, die 'keine Schatten werfen, da sie tief in die Seele reichen". Zunächst führt diese Reise zurück ins frühe 20. Jahrhundert. Scorsese räumt mit dem Klischee des einsamen Sängers mit seiner Gitarre auf und zeigt als Einstieg eine historische Aufnahme von 'Fife" (eine zweilöchrige Pfeife) und Drums. Es sei ein Wunder, dass die Tradition afrikanischer Instrumente niemals ganz in Vergessenheit geraten sei, erzählt der 96-jährige Otha Turner. Deren Gebrauch sei lange verboten gewesen, da die Sklavenhalter fürchteten, sie könnten als Kommunikationsmittel bei Aufständen dienen.

Der zweite, geografische Teil der Reise bringt Corey Harris schließlich vom Mississippi-Delta an die Ufer des Niger, nach Mali. In der Begegnung mit Griots und spontanen Musiksessions zeigen sich in Pentatonik und Lyrik offensichtliche Parallelen zur traditionellen afrikanischen Musik, was Ali Farka Toure schließlich damit erklärt, dass kein Afroamerikaner nach Afrika zu Besuch käme, sondern stets nach Hause. Somit ist dem Blues nicht nur die komplexe Geschichte der Lebensumstände der schwarzen amerikanischen Bevölkerung eingeschrieben, sondern stets auch die Geschichte von Verschleppung und Sklaverei. Markus Hildenbrand

FEEL LIKE GOING HOME

USA 2003. Regie: Martin Scorsese. Mit Corey Harris, Sam Carr, Willie King, Otha Turner. Verleih: CineStar. 83 Min.

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