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Wahre Dancing Stars

Dass man in der Schule tatsächlich etwas fürs Leben lernen kann, zeigt die Filmemacherin Marilyn Agrelo in ihrer neuen Tanzdoku "Mad Hot Ballroom": Zehn Wochen lang hat sie drei New Yorker Schulklassen bei einem ungewöhnlichen Tanzprojekt mit der Kamera begleitet. "Dancing Classroom" nennt sich ein gemeinnütziges Schulprojekt, bei dem Jugendliche aus unterschiedlichen sozialen Schichten Schritt für Schritt die hohe Kunst des Gesellschaftstanzes erlernen.

Was sich nach der amerikanischen Antwort auf die orf-tv-Show "Dancing Stars" anhört, entpuppt sich also als sozial-pädagogisches Lehrstück. Den Teilnehmern wird nämlich nicht bloß Samba, Tango oder Foxtrott vermittelt, sondern auch soziale Kompetenz und Etikette. Fähigkeiten, für die im konfliktreichen Schulalltag des multikulturellen Schmelztiegels New York meist kein Platz ist.

Darin liegt auch die Stärke der Dokumentation: Sie fängt nicht nur das pulsierende Lebensgefühl im Big Apple ein, sondern zeigt auch die soziale Kluft, die an Amerikas öffentlichen Schulen herrscht. Jürgen Belko

MAD HOT BALLROOM

USA 2005. Regie: Marilyn Agrelo.

Verleih: Polyfilm. 105 Min.

Schillernde Schar

Ermattung durch Überstrapazierung - das ist der heutige Zustand der Science Fiction. Die Genre-Unlust im breiten tv-Publikum sorgte auch dafür, dass Joss Whedon, Serienschöpfer von "Buffy und Angel", sein Ideenkind "Firefly" nach nur 13 Folgen wieder einstellen musste; nicht jedoch ohne zuvor eine fanatische Sehergemeinde anzusammeln, die sich eine Fortsetzung im Kino erkämpfte. "Serenity" ist eben diese: Eine bunte Schar versucht, mit einem Flickwerk von Raumschiff im Weltall über die Runden zu kommen. Ihr Verfolger, ein namenloser Samurai des Regimes, bläst zur Jagd auf das geheimnisvoll traumatisierte Mädchen an Bord. Ohne jemals Vorkenntnisse der Serie zu verlangen, spickt Whedon seinen Film mit Rollenbildern, die - obwohl unzählig oft gebraucht - hier jedoch erneut mit ihren Beziehungen, Spannungen und knappen Sprüchen schillern. Die temporeiche Reise - stilistisch fröhlich mit Mittelalter- und Western-Versatzstücken durchmischt - ist eine überraschend positive Erfahrung. Thomas Taborsky

SERENITY - Flucht in neue Welten

USA 2005. Regie: Joss Whedon. Mit Nathan Fillion, Gina Torres, Alan Tudyk, Adam Baldwin. Verleih: UIP. 119 Min.

Harte Arbeit

Die Kritik zum Film "Workingman's Death" finden Sie in Furche Nr. 46 auf Seite 9.

Türkische Existenzen

Das Leben zwingt uns ständig, Kopf oder Zahl zu sagen", sagt der türkische Regisseur Ugur Yücel über seine Motivation zur Wahl des Filmtitels. Die zwei Protagonisten haben sozusagen eine Münze geworfen, die zwischen Sterben und Überleben entscheidet. Sie haben den Dienst in der türkischen Armee hinter sich gebracht, im Krieg gegen die Kurden gekämpft und - überlebt. Doch ihr Leben nach dem Militär hat mit Normalität wenig zu tun. Ridvan verlor durch eine Mine ein Bein und kann sich nach der Rückkehr in seine anatolische Heimat nicht mehr integrieren. Als auch seine Verlobte nichts mehr von ihm wissen will, beginnt er zu trinken. Sein ehemaliger Kumpel Cevher kommt aus Istanbul. Sein Plan, eine Imbissbude zu eröffnen, wird von einem Erdbeben begraben.

"Kopf oder Zahl" ist ein harter und auch stilistisch rauer Film. Vordergründig behandelt er die Folgen eines Krieges für jene Menschen, die unmittelbar daran teilnehmen müssen. Doch er ist auch eine Bestandsaufnahme der türkischen Gesellschaft. Das Kurdenproblem, das Erdbeben von 1999 oder die politischen Spannungen mit Griechenland - nichts bleibt ausgespart. Dazu kommen die privaten Probleme der Hauptfiguren. Die Vermischung unterschiedlichster Thematiken führt letztlich freilich dazu, dass der Film mit all diesen Problemen doch überladen wird. Ernst Pohn

Kopf oder Zahl - Yazi Tura

Türkei 2004. Regie: Ugur Yücel. Mit

Kenan Imirzalioglu, Olgun Simsek, Bahri Beyat. Verleih: Sanartfilm. 110 Min.

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