Gefahr für die Kurzwelle

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Radio Österreich International kämpft mit riesigen Budgetproblemen.

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Radio Österreich International kämpft mit riesigen Budgetproblemen.

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Unser Budget wurde für das heurige Jahr gegenüber 1999 fast um die Hälfte gekürzt", erzählt Roland Machatschke, Intendant von Radio Österreich International (ROI). Das neue Sommersendeschema, das nun gestartet ist, spiegelt die eiserne Sparpolitik wider. "Über die letzten Jahre mussten wir unsere beliebten Musiksendungen wie das Wunschkonzert oder die Operettensendung einstellen".

Für das einzige österreichische Radioprogramm, das über Kurzwelle auf der ganzen Welt empfangbar ist, stehen die Sterne schlecht. Finanziert wird das Programm - gesetzlich bestimmt - zur Gänze aus Bundesmitteln. "Doch die Bundesregierung will ab 2002 gar nichts mehr für ROI bezahlen", so Machatschke. Der ORF müsse das Programm dann selbst finanzieren, wiewohl Machatschke der Befund des neuen "Weisenrates" optimistisch stimmt. Dort hieß es, der ORF habe auch künftig für einen Auslandsdienst zu sorgen.

Seit 1969 sendet ROI österreichische Programme in alle Welt und informiert aktuell über Politik, Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft. Die Sendesprachen sind Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Arabisch und Esperanto. Der Personalstand von ROI wurde wegen der Sparmaßnahmen von 100 Mitarbeitern auf die Hälfte reduziert. Statt 24 Stunden Vollprogramm füllt ROI nur mehr 14 Stunden täglich. "Zum ersten Mal gibt es ein Mischprogramm mit Ö1", erklärt Machatschke. Von dort werden Sendungen wie das Mittagsjournal übernommen und gegebenenfalls adaptiert. Das Kulturmagazin auf ROI wird zum Beispiel aus Beiträgen von Ö1 "zusammengebraut. So können wir den Hörern in der ganzen Welt trotz Sparmaßnahmen ein Vollprogramm bieten".

Apropos Hörer: Eine genaue Hörerzahl kann im Fall von ROI nicht ermittelt werden. "Es gibt aber internationale Untersuchungen, die als Hauptindikator für die Anzahl der Hörer die Hörerpost nehmen. Nach diesem Ansatz kämen auf eine Zuschrift rund 300 Hörer", weiß Machatschke. "Im vergangenen Jahr hatten wir über 33.000 Zuschriften". Daraus ergeben sich etwa 10 Millionen Hörer weltweit. "Diese Zahl ist allerdings nicht wissenschaftlich belegbar".

Die Sparmaßnahmen lassen sich von der großen Hörerschar wenig beeindrucken. "Uns ist es bisher nicht gelungen, der Regierung den Wert von ROI zu vermitteln. Daran arbeiten wir noch", so Machatschke. Neue Technologien wie das Internet werden schon genutzt. ROI kann bereits weltweit übers Netz gehört werden. "Im Jahresschnitt haben wir rund 420.000 Zugriffe auf unsere Webseite pro Monat. Davon kommt etwa ein Drittel aus Österreich, ein Drittel aus Europa und ein weiteres Drittel aus Übersee". Dennoch: Das Internet könne den (teureren) Betrieb über Kurzwelle derzeit noch nicht ersetzen. "Heute haben nur 5 Prozent der Weltbevölkerung einen Zugang zum Internet, in vielen Ländern hat es zudem noch nicht die nötige Bandbreite in der Datenübertragung, um Radioprogramme in angemessener Qualität zu übertragen", meint der ROI-Chef. Schon 2003 soll dagegen die weltweite Digitalisierung von Kurz-, Mittel- und Langwelle erfolgen. "Das Ergebnis wäre rauschfreie UKW-Qualität". ROI werde neben dem Internet daher noch viele Jahre auf Kurzwelle senden.

Für eine mögliche Auswirkung des Sparkurses hält Machatschke allerdings, dass ROI eines Tages von Ö1 "abgelöst" wird. Dann würde Ö1 weltweit auf den ROI-Frequenzen senden, die eigenständigen fremdsprachigen ROI-Redaktionen würden verschwinden. "Für die Hörer ist es wahrscheinlich sekundär, ob sie ROI oder Ö1 hören. Trotzdem ist es wichtig, ein eigenes Auslandsprogramm zu bestreiten", meint Machatschke. "Warum würde sonst ein Traditionssender wie die BBC nach wie vor ein aufwendiges, weltweites Programm gestalten?" Der Fortbestand von ROI sei wichtig für das Auslandsbild Österreichs in der Welt. Machatschke: "Wesentlich ist doch, dass es außer ROI kein einziges österreichisches Medium gibt, dass mehrsprachig und weltweit konsumierbar ist". Und hoffentlich auch künftig konsumierbar bleibt.

Informationen im Internet: http://roi.orf.at

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