ROI Erst Preis, dann Aus

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Die Spatzen pfiffen es schon lange von den Dächern. Dennoch gab es unverbesserlich Hoffende, als Ende November der ORF-Stiftungsrat den Tod von Radio Österreich International-ROI, den die ORF-Spitze beschlossen hatte, nicht bestätigen wollte. Doch die Hoffnung durfte nur drei Monate währen: Am 26. März wurde im Stiftungsrat neuerlich abgestimmt: elf Räte opponierten gegen das Aus, einer enthielt sich. Doch 22 ORF-Aufseher schlossen sich nun dem Ansinnen der Geschäftsführung an: Radio Österreich International, jahrelang ein kulturelles Aushängeschild Österreichs, wird per Jahresmitte geschlossen.

Nein, nicht geschlossen, denn die "Marke" soll erhalten bleiben: Und so wird es auf Kurzwelle künftig ein Programm namens Radio Österreich 1 International geben, also Ö1 pur, abgesehen von der Kennmelodie und einem 15-minütigen englischen Journal.

Der ORF muss sparen. Daher werden ungeliebte Kinder wie ROI entfernt. Man usurpiert zwar dessen Namen, aber Radio Österreich 1 International wird mit der einst blühenden radiophonen weltweiten Visitenkarte des Landes nichts mehr gemein haben.

Das Ende von ROI nur auf eine "Wos-brauch-ma-des"-Mentalität im ORF zu reduzieren (ähnliches ist auch in Bezug aufs Radio-Symphonieorchester zu beobachten), greift aber zu kurz. Denn für ein kulturelles Aushängeschild wie ROI muss es auch politischen Willen geben. Doch der ist von genannter Mentalität ebenso verseucht: Die VP-FP-Koalition beendete vor zwei Jahren die Finanzierung des Auslandssenders durch öffentliche Gelder und überließ sie zur Gänze dem ORF, und im ORF-Gesetz 2000 wurde die Anstalt auch nicht verpflichtet, ROI weiterzuführen.

Ohnmächtiger Nachsatz: Am 3. Mai erhält die Redaktion von Radio Österreich International den renommierten Concordia-Preis für Pressefreifreiheit. Danach wird sie von ORF und (Kultur?-) Politik in die Wüste geschickt. Bravo!

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