Le ROI n'est pas mort

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ROI - Radio Österreich International - ist (noch) nicht tot: Alles bleibt in Schwebe.Doch es darf gehofft werden.

Der ORF muss sparen. Diesen Satz haben wir in den letzten Monaten schon oft gehört. Der ORF will sich gesund schrumpfen, weil er, wie alle Medien, mit Werbeeinbrüchen zu kämpfen hat. Daran ist nichts auszusetzen. Dass dabei allerdings die einstigen Prunkstücke und Kronjuwelen des Programms dem Sparstift zum Opfer fallen, dagegen regt sich massiver Widerstand. Zunächst die tausenden Beschwerden zur Einstellung der Kunststücke, dann die Pläne, das Radio Symphonie Orchester verstummen zu lassen.

Jetzt trifft es ein weiteres wichtiges ORF-Element: Für Radio Österreich International (ROI), Österreichs einziges Radiofenster zur Welt, gibt es Einstellungspläne. Der Auslandssender, der seit 1969 via Kurzwelle rund um den Globus erstklassige Inhalte aus Österreich verbreitet, wurde ursprünglich von der Bundesregierung finanziert. Bis 2001. Damals spielte die Regierung den Finanzball (für 2003 sind rund 3,3 Millionen Euro budgetiert) zum ORF. Und der zeigt sich nun überfordert.

Eine gänzliche Einstellung ist nach anfänglichen Meldungen nun aber doch nicht mehr Priorität. "Wir wollen nach kostengünstigen Lösungen für ROI suchen", meint ORF-Pressechef Günther Kallinger: "Der Sender ist eines unserer Sorgenkinder. Aber einstweilen ist noch alles in Schwebe." Die Überlegungen gingen in den letzten Wochen von einer völligen Stilllegung über eine Weiterführung nur und ausschließlich über das Internet (mittels Webstream) bis hin zu einer Belieferung des Senders mit Inhalten von Ö1, bei gleichzeitiger Einstellung der fremdsprachigen Sendungen von ROI.

"Radio Österreich International ist mehr als ein Radioprogramm. Es geht jetzt darum, ob ein Stück Österreich aufhört zu existieren", meint ROI-Chef Michael Kerbler.

Alice Strobl von der NGO "Horizont 3000", Österreichs größter Organisation im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit: "Wir haben über 100 Mitarbeiter, verstreut über die Welt, von Papua Neuguinea über Uganda bis hin nach Ecuador, die von ROI profitieren. Im Busch von Ruanda ist die Kurzwelle das einzige Infomedium, dort gibt es halt kein Internet." Dabei hilft der internationale Sender nicht nur den "Horizont 3000"-Mitarbeitern, sondern auch den Menschen, die von ihnen betreut werden: "Nach der Schwarz-blauen Regierungsbildung 2000 wollten viele Menschen wissen, was in Österreich vorgeht." Sender wie ROI würden helfen, Vorurteile abzubauen.

Drei-Säulen-Finanzierung?

Stefan Schennach, Mediensprecher der Grünen: "Es wäre ein Schritt zurück in die Provinzialisierung, wenn das Fenster zur Welt geschlossen wird." Von einer Weiterführung von ROI mit übernommenen Ö1-Sendungen hält Schennach nichts: "Das ist, wie wenn man einem Hund jeden Tag ein Stück von seinem Schwanz abschneidet. Das schaut zuerst auch nicht schlimm aus." Wichtig ist für Schennach, dass vor allem die fremdsprachigen Sendungen auf ROI in Englisch, Französisch und Spanisch erhalten bleiben. "Weltweit senden etwa nur fünf Sender in Esperanto. Einer davon ist ROI", erinnert er. Eine Lösung sieht Schennach für ROI auch: "Der Sender soll eine Gesellschaft gründen und sich von Kultur und Tourismus sponsern lässt. Dann könnte man das Programm auch in allen Hotels Österreichs in den Zimmern anbieten."

Michael Kerbler sieht für die Zukunft von ROI ebenfalls Chancen: "Gerade in der jetzigen Zeit muss man sich überlegen, ob es im Hinblick auf die Osterweiterung nicht zu Kooperationen mit der Exportwirtschaft oder dem Tourismus kommen kann. Zudem wäre es auch möglich, ROI zum Teil durch kommerzielle Werbung zu finanzieren." Kerbler denkt dabei an ein Drei-Säulen-Modell der Finanzierung: Bund und Länder, der ORF, aber auch die Wirtschaft soll ROI in Zukunft sponsern.

All diese Maßnahmen wurden letzten Montag bei einem Hearing vor dem ORF-Stiftungsrat diskutiert. Kerbler: "Ich habe die Einberufung eines Runden Tisches gefordert, wo wirklich alle wichtigen Vertreter zusammenkommen. Daraus können wir dann ein Businesskonzept erstellen." Kerblers Ideen für ein neues ROI gehen sogar soweit, Sprachkurse via Kurzwelle in die Welt zu senden. "Auch die Digitalisierung der Kurzwelle steht an, diese Chance dürfen wir nicht vertun."

Ersten Informationen zufolge haben die Stiftungsräte nach dem Hearing, bei dem übrigens der kaufmännische Direktor des ORF, Alexander Wrabetz nicht anwesend war, dafür votiert, ORF-Generaldirektorin Monika Lindner zu beauftragen, die Politik wieder in die Debatte einzuschalten. Eine endgültige Entscheidung wurde auf Ende März 2003 vertagt.

Nach dem Hearing stand jedenfalls eine gehörige Portion Optimismus. Sollte wider Erwarten dennoch das Schlimmste drohen, würden 30 Mitarbeiter von ROI vor dem Nichts stehen. Der ORF hatte allerdings versichert, keine Kündigungen vornehmen zu wollen. Ein Sprecher der ORF-Hörfunkdirektion, der nicht genannt werden will, beruhigt im Gespräch mit der Furche: "In so einem Fall werden wir aufpassen, dass es nicht zu sozialen Härtefällen kommt." Immerhin: Wenigstens in der Heimat würde dann der Schaden, der durch eine Einstellung von ROI entstehen könnte, so gering wie möglich

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